Weltflüchtlingstag

https://www.facebook.com/ngodoroblancke/videos/614141567351255/

Was soll man sagen zum Thema Refugees in Zeiten wie diesen?

Wenn einem anhand der Umstände jedes Wort im Hals stecken bleibt?

Jede Sekunde, die wir hier an den Außengrenzen mit Geflüchteten verbringen, uns deren Schmerz, den wir, Europa, ihnen zufügt umgibt, uns verstummen lässt.

Wir können über die Fakten sprechen:

Menschen, denen Recht weder für uns noch für Geflüchtete etwas bedeutet, versuchen der Zivilgesellschaft die Hemmschwelle zu nehmen, Pushbacks endlich zu legalisieren.

Wissentlich was es bedeutet:

Die Menschen werden an den Grenzen geprügelt, von Hunden gejagt und gebissen, beraubt, gekidnappt, gegen das Gesetz zurück gebracht. Meist an Orte, wo sie dann in Gefängnissen landen, um dort abermals missbraucht und gefoltert zu werden.

Es spielt keine Rolle, ob Frau, Mann, Kind, der Abschaum von Menschen meldet sich, so wie hier in Griechenland die maskierten Männer, freiwillig zum Dienst und als Prämie, dürfen sie sich dann alles Hab und Gut, Mobiltelefone und Geld behalten und die Körper benützen, so wie es ihnen gefällt.

Niemand spricht dann mehr über das Europäische Gesetz, dass Folter, Raub, Diebstahl, Vergewaltigung und Mord verboten sind. Warum auch?

Es sind ungebetene “Gäste”, Invasoren, wie die Politik sie gerne zu nennen pflegt, und es gilt, wie im Mittelalter, eine Festung, die Festung Europas zu verteidigen.

In Griechenland, auf Lesbos, wo wir seit 3 Jahren arbeiten und wir neben all unseren Tätigkeiten, mein Kollege Fayad auch Videos geliefert hat, die Pushbacks von A bis Z beweisen, streicht man jetzt auch 500 Menschen im Camp das Essen.

Sie haben entweder Asyl, aber noch keine Dokumente, oder aber eine Ablehnung und kein Geld, um eine Beschwerde einzureichen.

Politiker:innen, auch aus Österreich sagen: Man muss prüfen, ob die Videos echt sind – welche Schande!! Sie alle wissen, dass sie das sind.

Die Geflüchteten sollen weiterreisen, Ministerpräsident Mitsotakis will sie nicht mehr. Er zwingt sie zur Sekundärmigration, während unser Bundeskanzler in einem Video sich für den robusten Außengrenzschutz der Hellenic Coast Guard bedankt. Mit den Worten: I thank you deeply from my heart”

Wie verroht, wie verkommen!

In diesem Umfeld, auf der ganzen Welt sind laut UNHCR so viele Geflüchtete und Vertriebene wie noch nie zuvor, feiert man , wenn man das überhaupt so nennen kann, in den sicheren europäischen Ländern den World refugee Day.

Wir müssen in der Zwischenzeit hier auf Lesbos 550 Menschen mit Essen und Wasser versorgen. Viele fragen uns, “was wäre, wenn ihr mit Leave no one behind und Siniparxi gemeinsam das nicht tun würdet?”

Was wäre dann?

Die Menschen hätten nichts zu essen!

Punkt.

Es geht in unsere Köpfe nicht hinein, genauso wie es nicht in unsere Köpfe geht, dass man ein Boot mit beinahe 700 Menschen kentern und die Menschen ertrinken hat lassen.

Ohne Rücksicht auf Verluste.

Journalist:innen, Schifffahrtsexpert:innen, Schiffskapitänen, investigativen Journalist:innen und NGO Kolleg:innen werden Beweise, auch vor Gericht haltbar, erbringen.

Doch dann?

Die Menschen sind tot.

Und nein, es sind keine Zahlen, es waren Miriam, Mohammad, Zeinab, Yousuf, Khalil, Ahmed, und hunderte mehr, deren tote Körper jetzt lautlos im Meer treiben, in einer Tiefe, die es beinahe unmöglich macht, sie jemals zu bergen.

Menschen wie Du und ich

Alle hatten einen Namen.

Hatten Familien, Frauen, Männer, Töchter und Söhne, Mütter und Väter, Freund:innen, die alle keinen Trost finden.

Zurück bleibt eine erschreckende Erkenntnis.

Die Hemmschwellen sind gefallen.

Wir gehen buchstäblich über Leichen, um die Festung Europas zu verteidigen.

Wir packen hier auf Lesbos, in diesem Schmerz, in der Zeit der tiefen Trauer, 700 Essenspakete wöchentlich, um abzudecken, was Politik entschieden hat, zu verweigern.

Ein Grundrecht – Nahrung.

Heute gerade wieder 550 Pakete für diese Woche.

Währenddessen wird in Europa der World Refugee Day 2023 gefeiert.

Was sollen wir sagen?

Nicht die Hoffnung verlieren?

Weitermachen, wie wir es seit Jahren tun?

Den Glauben an die Liebe nicht zu verlieren?

Wir bemühen uns täglich.

Doch dafür brauchen die Geflüchteten und auch wir Euch.

Auch für finanzielle Unterstützung. Bitte.

Raus aus den Komfortzonen, aus den stundenlangen Diskussionen.

Es darf weder dabei noch bei Demos bleiben.

Auch Politiker:innen müssen sich jetzt äußern, Farbe bekennen, auch wenn es ihnen vermeintlich schadet, dieses Thema anzusprechen. Wer es nicht tut, macht sich mitschuldig.

Wir müssen in den friedlichen Widerstand, denn es geht um uns alle.

Um unser aller Rechte .

Und wenn wir uns nicht vorsehen, dann überholt uns das Böse in eiligen Schritten.

Doch niemand, wirklich niemand kann dann, diesmal sagen: Wir haben es nicht gewusst.

Lieben Gruß aus Lesbos, der Insel der Verdammten,

Doro

Bitte dringend unsere Arbeit unterstützen

Danke

❣️

Refugee assistance – doro blancke

AT93 3842 0000 0002 7516

❣️

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