Liebe Freund:innen und Unterstützer:innen, Kolleg:innen,
„Christkind kommt bald“
haben meine Kinder immer gesagt, als sie klein waren. Sie waren überdreht in Vorfreude, schrieben kleine Wünsche sorgsam in einen Christkindbrief, den sie abends ans Fenster stellten.
Und am Weihnachtsabend war die Freude groß, wenn einer dieser Wünsche in Erfüllung ging.
Es war mir immer wichtig, unseren Kindern klarzumachen, dass es auch vollkommen andere Lebenssituationen gibt.
Ohne zu ahnen, dass mein Leben mich direkt zu jenen bringt, die ganz an den Rand der Gesellschaft, nein, nicht stehen, gedrängt werden.
Seit ich mit Menschen auf der Flucht arbeite und sie begleiten darf, hat Weihnachten für mich eine völlig neue Dimension bekommen.
Ich verstehe, dass wir an diesem Abend besonders schön und gut essen, trinken, uns kleine Geschenke überreichen (nein, riesig große verstehe ich nicht mehr) und gönne dies auch allen Menschen, Gemeinschaften, Familien von Herzen. Auch mir selbst. Es ist da auch meine große Dankbarkeit so privilegiert zu sein.
Spätestens wenn ich den Beginn der „Herbergssuche“ hört und daran kommt man ja kaum vorbei, macht es schon mal – wumm – und ich bin gedanklich bei der
Herbergssuche in der modernen Zeit.
Während wir romantisch die Herbergssuche nachspielen, hat diese, aktuell im Jetzt, etwas Grausames und sehr Beschämendes.
Der „Stall“, oder sollte ich sagen „die Krippe“, der modernen Zeit ist kalt, dreckig, extrem entwürdigend, wir behandeln Menschen auf der Flucht, die Herberge suchen, kaum mehr wie Menschen.
Sie werden zu Nummern, zu Herausforderungen, die Politiker:innen nicht gewillt sind seriös abzuhandeln, manche verwenden auch Wörter wie „Sozialschmarotzer“ und „Invasoren“ – wie unmenschlich.
Unsere Vorstandsmitglieder, mein gesamtes Team und ich schätzen uns sehr dankbar und es vermittelt uns Zuversicht, dass wir getragen sind von so vielen Menschen, die dagegen halten, nicht gewillt sind, diese Grausamkeiten zu akzeptieren.
Unsere Arbeit mit und für Geflüchtete tun zu können und das ganze Jahr „Weihnacht-Spirit“ – Würde und Menschlichkeit, schenken dürfen.
Dafür danken wir Euch allen sehr herzlich.
Bleiben wir gemeinsam in Solidarität mit den Menschen auf der Flucht.
Zeigen wir Menschlichkeit und verteidigen wir Menschenrechte, es sind unser aller Rechte.
Damit wir das weiterhin tun können – dafür brauchen wir Euch.
Schicken wir den Weihnachtsspirit in die Welt hinaus, in unserem Fall an die Außengrenzen Europas.
Teilen wir unser Glück und unser Privileg, in Frieden und Wohlstand geboren zu sein.
Ein Lebensmittelpaket, eine Rechtsberatung, Sprachkurse, das alles ist viel mehr als einfach nur Hilfe.
Es ist eine Botschaft von uns allen an jene Menschen, die an den Außengrenzen Europas im Elend leben müssen.
Es ist die Botschaft der Menschlichkeit:
„Wir sehen dich – Du bist nicht alleine“
Ich persönlich denke, das ist Weihnachten – wir schenken Liebe.
Wir bedanken uns aufrichtig bei Euch für die gute Zusammenarbeit, für Eure kontinuierliche Unterstützung, für Euer visionäres Denken und Eure Bereitschaft, für friedliches Zusammenleben auch etwas beizutragen.
In diesem Sinne und in dankbarer Verbundenheit wünschen wir Euch ein frohes Fest, viele gemütliche und glückliche Stunden und ein sanftes Hinübergleiten ins Neue Jahr.
Habt’s gut und bleiben wir auch 2025 gemeinsam in der Liebe,
Doro & Team