Zahnarzt

Ich denke jede(r) von uns weiß, was es bedeutet Zahnschmerzen zu haben. 

Das Surren, Pochen, Ziehen, je nach Intensität nimmt kein Ende. Es zermürbt und ermüdet maßlos.

So geht es vielen Menschen im Mavrovouni Camp auf Lesbos. 

Medizinische Hilfe ist kaum vorhanden, Notfälle werden mit Schmerzmitteln, oder aber auch mit Entfernen des Zahns behandelt.

Und dann, durch einen glücklichen Zufall, begegneten wir Dr. Mohammed Ghareeb.

Dr. Ghareeb studierte in Griechenland, arbeite schon in Idomenini mit Menschen auf der Flucht.

Er ist ein hervorragender Zahnarzt und zeitgleich ein wunderbarer Mensch. 

Zahnarzt- wir alle kennen das, aus unerklärlichen Gründen hat man immer ein mulmiges Gefühl. 

Die meisten der Menschen, denen wir auf Lesbos einen Termin vermitteln, haben bereits massive Schmerzen und große Angst. Ihnen allen konnte Dr. Ghareeb helfen und jedem(r) einzelnen(r) begegnete er mit so großer Ruhe und Freundlichkeit, dass die Patient:innen sich sehr schnell entspannten. 

Unzählige Schmerzpatient:innen erhielten Hilfe. Menschen konnten es kaum fassen, dass sie endlich wieder schmerzfrei waren, endlich wieder zur Ruhe kamen, nach so vielen Wochen  schlafloser Nächte.

Doch es wurden auch schon größere Dinge in Ordnung gebracht. 

Einem jungen Afghanen z.b. haben vorne 2 Zähne gefehlt, er hat nur sehr verhalten gelacht, ständig die Hand vorm Gesicht. 

Er hatte mit 14 einen Unfall, bei dem er vorne beide Zähne verlor. 

Er war unheimlich begabt, lernte Englisch im Nu, besuchte auch unterschiedliche Kurse, die von NGOs angeboten wurden.

Er wollte nach seinem positiven Asylbescheid weiter nach Deutschland, seine Familie wartete dort auf ihn – sie wurden auf der Flucht getrennt, ein Schicksal das so viele Geflüchtete erreicht.

Wir wussten, dass die 1. große Hürde für ihn sein würde, dass ihm vorne 2 Zähne fehlten. 

Nicht das Lernen, nicht die Arbeit, nein, die fehlenden Zähne würden seine größte Herausforderung werden, das war uns klar.

So vereinbarten wir einen Termin mit Dr. Ghareeb.

Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie groß die Freude war, bei dem Jungen und bei uns allen, als die Aktion abgeschlossen war.

Die Brücke saß perfekt, der Junge lachte übers ganze Gesicht, ohne Scheu. Er ging immer wieder zum Spiegel und betrachtete sich, er konnte sein Glück kaum fassen.

Der junge Mann lebt seit 3 Jahren in Deutschland, spricht bereits perfekt die Landessprache und ist mitten in einer Ausbildung, die er bravurös meistert.

Wir alle wissen, dass es viel, viel schwieriger gewesen wäre diese Chance zu bekommen, hätte Dr. Mohammed Ghareeb ihm nicht geholfen. 

Mittlerweile haben wir mit Dr. Ghareeb auch Freundschaft geschlossen. Leben und Arbeiten auf Lesbos verbindet.

Er ist nicht nur ein großartiger Zahnarzt, sondern auch ein wunderbarer Mensch und Freund.

Wir sind dankbar, dass wir ihm begegnen durften und das Zahnarzt-Projekt mit ihm starten konnten, wodurch so vielen Menschen auf der Flucht nachhaltig geholfen werden konnte.

Ihr seht, es gibt wirklich viele gute Gründe, dass wir auf Lesbos bleiben sollten.

Von Herzen hoffen wir, dass es im Zusammenspiel mit vielen, mit Euer aller Unterstützung möglich bleibt.

In Verbundenheit und einen beschaulichen Sonntag Euch, 

Doro 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert