Winter auf Lesbos 

Der Winter auf Lesbos stellt für Menschen auf der Flucht eine beinahe unerträgliche Situation dar.

Es gibt nichts von dem, was uns, hier in Österreich, in unseren gemütlichen Wohnungen, selbstverständlich erscheint.

Es fehlt an allem im CCAC Mavrovouni Camp. Man gibt das nicht gerne zu. 

Grausam zu handeln, in einem Camp, welches außer von den Betroffenen, Mitarbeiter:innen und NGOs, die wortgemäß keine sind, im Alltag von niemandem betreten werden darf, dies dann auch öffentlich kund zu tun, das sind 2 unterschiedliche Dinge.

Es gibt zu wenig Strom um zu heizen, es gibt zu wenig warmes Wasser, um zu duschen. Es gibt Essen, welches nach Kalorien bemessen wird, sprich zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. 

Die Toiletten eiskalt, im Container, in dem man übernachtet, zusammengepfercht mit zu vielen Menschen, weil Verantwortliche nicht alle Container öffnen wollen. Heizungen verspricht man zwar immer, jeden Winter, aber ja….

Hinaus zu gehen in den Regen, wo soll die Kleidung trocknen? 

Während hier bei uns die Weihnachtskissen und Kuscheldecken ausgepackt werden, gab es im Camp nicht mal Decken zum Zudecken. Für niemanden, auch nicht für Kinder, Alte und Kranke. 

Warum kommen die Menschen überhaupt, scheint die größere Frage in Europa zu sein, als dass man sie menschenwürdig versorgt. 

Das war der schlimmste Moment zu Winterbeginn. 

Es sind jene Momente, in denen wir NGOs, die normalerweise nur außerhalb des Camps arbeiten, wieder einmal über unseren Schatten springen. In so einer dramatischen Situation muss Mensch im Vordergrund stehen. „Wir liefern nicht ins Camp darf in diesen schlimmen Stunden, keine unüberwindbare Hürde darstellen“. 

Eine Ho-Ruck Aktion starten und dank mitfühlender österreichischer Zivilgesellschaft schnell mal 700 Decken vor Ort fürs Camp kaufen und 5 Paletten Decken und Schlafsäcke nachliefern – das war was wir getan haben. Danke euch allen herzlichst.

Was ich noch vergessen habe zu sagen, das Camp liegt direkt am Meer – auf einem alten Militärgelände errichtet. 

Der Wintersturm peitscht über die Ägäis, naßkalt, erbarmungslos, direkt ins Camp.

Im Camp leben 50% Frauen und Kinder, was nicht heißt, dass es für die Männer nicht genauso schlimm ist. Ich erwähne es deshalb, weil uns ja immer etwas anderes suggeriert wird. 

Während man bei uns Adventskalender mit Schokolade öffnet, Christkind-Briefe schreibt, Wichtelt, Bratäpfel ins Rohr schiebt, Weihnachtsfeiern besucht, von einem Geschäft zum anderen jetzt um Weihnachtsgeschenke zu besorgen, oder sich einfach nur sinnlos mit Chemiepunsch am Weihnachtsmarkt betrinkt, quält man Menschen auf der Flucht, in den Camps, an den Außengrenzen Europas.

Zelebriert Abschreckungspolitik bis ins Detail. Niemand in Europa hört die Menschen nachts weinen, wenn sie vor lauter Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit oft nicht mehr ein und aus wissen. 

Weil wir seit 4 Jahren direkt vor Ort sind, mit viel Herz und Konsequenz arbeiten, Lebensmittel-Pakete verteilen, Decken kaufen, Rechtsberatung ermöglichen und vieles mehr, wissen wir was mit Eurer Hilfe bewegt werden kann. 

Wir haben den Kampf für Menschen und ihre Rechte nicht aufgegeben. 

Weil wir wissen, Menschenrechte müssen verteidigt werden. Geben wir uns dieser grausamen, menschenfeindlichen Politik hin, dann sind wir alle verloren. 

Weil wir wissen, was Zivilgesellschaft leisten kann, auch wenn Politik es verweigert. 

Und, last but not least, weil wir die vielen Demütigungen und Wunden, die auf Lesbos Menschen auf der Flucht zugefügt werden, sehen und wir dies niemals akzeptieren können. 

Jetzt ist Winter auf Lesbos – wir wissen wie notwendig unsere und die tägliche Arbeit unserer Kolleg:innen, besonders jetzt in der kalten Jahreszeit ist.

Wir bitten Euch um einen Beitrag, damit wir vor Ort bleiben können. Die Insel zu verlassen wäre für uns, die wir die Lage ins Detail kennen, sehr schmerzhaft. 

Kleine Beträge von vielen, können Großes bewirken.

Sei dabei – die Menschen auf der Flucht auf Lesbos brauchen uns, das ganze Jahr, doch jetzt im Winter besonders.

Vergessen wir nicht – „Christkind kommt bald – warum nicht Weihnachtsfreude teilen? 

Danke herzlichst, 

Doro & Team 

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