Es ist jetzt 1 Jahr her, dass zahlreiche Menschen und ich weiß, dass es extrem viele waren/sind, den damaligen Kanzler Kurz, seinen Regierungspartner, die Grünen und etliche andere Regierungsmitglieder um eine Aufnahme von Familien aus dem Elendscamp Lesbos baten.
Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, NGOs, Bischofskonferenz, Vereinen, Initiativen wie Wochenende für Moria, Kinderfreunde, Pfadfinderin*innen, Sportgruppen, Künstler*innen, Menschen aus beinahe allen Bereichen Österreich‘s setzten sich dafür ein.
Kurz, seine Partei, die Nationalratsabgeordneten der Koalition stimmten, zitternd vor Angst vor, wie wir heute wissen gefakten Umfragen, gegen eine Aufnahme.
Man ließ sich (bewusst ?) von Menschen unter Druck setzen, die heute Wurmmittel gegen eine Pandemie empfehlen, die reihenweise ihre Partei wegen Verdachtsfällen von Gesetzesverletzungen ihr Amt, oder auch die Partei verlassen.
Derweil in Griechenland:
Es sind weniger Menschen in einem immer noch desaströsem Camp, in dem Familien immer noch zT ohne Strom leben und man feiert, dass die NGOs so tolle Hilfe vor Ort leisten, dass keiner mehr Hunger leiden muss.
Immer noch werden Menschen hauptsächlich mit Privat-/Spendengeldern mit dem Existenziellen versorgt.
Man vergisst, wie so gerne über die Essenz zu sprechen.
Darüber, dass Kinder seit Jahren ohne geregelter Bildung sind, während sie versuchen, die Ängste und Verzweiflung ihrer Familien zu ertragen.
Man spricht nicht darüber, dass gute Rechtsberatung zu ergattern eine Challange bedeutet, die die meisten verlieren.
Man macht sich keine Gedanken über die Hoffnungslosigkeit, über die zahlreichen physischen und psychischen Probleme, die so ein jahrelanges Leben erzeugt.
Kaum jemand spricht davon, dass die Menschen seit 4 Monaten kein Geld, sprich keine Grundversorgung bekommen und dass Menschen aus Kriegsländern wie Afghanistan nur im Glücksfall Beratungen für einen Folgeantrag bekommen.
Menschliche Dramen wie schwerste Depressionen, bis hin zu Suizidversuchen, die Toten, wie eine verstorbene Mutter von 4 Kindern, die ungepflegte, verlassene Stätte, in einem abgelegen, verschlampten Olivenhain im Nirgendwo auf der Insel, die sich Friedhof nennt, bleiben unerwähnt.
Man vermeidet auch über Menschen wie O. zu reden, dessen Vater in Österreich Asyl hat und seine Mutter mit seinen beiden minderjährigen Geschwistern nach positiven Asylbescheid aus Moria2 nachreisen konnte. Dass er, weil volljährig und doch immer noch Kind von seiner Familie getrennt wurde, zurückbleiben musste und er, weil Singleman aus Afghanistan einen negativen Bescheid erhielt, über diese Fälle redet man nicht.
Familien zerreißen scheint eine elementare Strategie in der Abschreckungspolitik zu sein.
Moria2 ist besser, ja es ist jetzt gut, weil es ja warme Duschen gibt, dass in Athen und Thessaloniki 10.000ende Asylberechtigte ohne Unterkunft, ohne Grundversorgung, obdachlos sind, in den Camps am Festland 60% Hunger leiden, auch das interessiert kaum. Wurden doch die Wahlversprechen des griechischen Ministers eingehalten, die Inseln von den Refugees zu „befreien“.
Sie haben ja Asyl, was wollen sie noch, diese Menschen.
Ein Grund, warum wir immer noch vor Ort sind, warum wir immer noch 6 Tage die Woche im Einsatz für Schutzsuchende in Griechenland sind, sind genau diese Grausamkeiten an Menschen, die politisch verteidigt/legitimiert werden weil man ja die Grenzen schützen müsse und Abschreckungspolitik unabdingbar sei.
Die Opfer dieses Albtraums sind Frauen, Männer, Kinder, schwerst verletzt von ihrer notwendig gewordenen Flucht und den zusätzlichen Wunden der menschenunwürdigen Behandlung auf europäischem Boden.
Wir fordern immer noch adäquate Unterbringung, faire Asylverfahren, Bildung und gute medizinische Versorgung.
Sichere, legale Fluchtwege, humanitäre Aufnahme, Resettlement.
Schlicht und einfach: Menschenrecht statt Menschenrechtsbruch.
Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen, dann danken wir herzlichst für eine Überweisung auf
Flüchtlingshilfe/refugee assistance-doro blancke AT93 3842 0000 0002 7516
herzlichen Dank!