Neues aus Griechenland und Österreich

Liebe Freund:innen, Unterstützer:innen,

die Ergebnisse der Europawahl 2024 in Österreich, plus 7,8 % für eine rechtsradikale Partei, bereiten nicht nur uns Sorge.

Es ist mehr als deutlich geworden, dass ein Rechtsruck durch ganz Europa geht.
Die Auswirkungen davon werden wir alle zu spüren bekommen, nicht nur jene, die ihr Land wegen Krieg, Bürgerkriegen, Verfolgung und Klimawandel verlassen mussten, sondern auch jene, die mit und für marginalisierten Gruppen, Minderheiten arbeiten und auch die Zivilgesellschaft in Europa.

Was bedeutet das für uns als Verein?
Seit Jahren setzen wir uns für Menschen auf der Flucht, für Menschenrechte, die ja unser aller Leben bestimmen sollten und für die Verteidigung dieser Rechte ein.
Wir können immer mehr beobachten, dass Rechte die im Völkerrecht, in der Menschenrechtscharta und Verfassung verankert sind, gebrochen, bzw. im Alltag ignoriert werden und dass klare Gesetzesbrüche nicht geahndet werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist das veröffentlichte Video „Illegale Deportationen von Geflüchteten von Lesbos“, meines Kollegen Fayad Mulla, gemeinsam mit der New York Times und die nachfolgende Dokumentation der BBC.

Bis heute warten wir auf eine Reaktion der politisch Verantwortlichen.
Die griechische Regierung verspricht der Europäischen Kommission seit mehr als einem Jahr Aufklärung, doch niemand fragt nach und es gibt bis heute keine Ergebnisse.

Im Gegenteil, auch wenn die illegalen Deportationen „Pushbacks“ im Moment nicht direkt auf der Insel Lesbos stattfinden, umso heftiger passiert dies jetzt in der Ägäis, zwischen Lesbos und der Türkei, die Menschen werden auf grausamste Weise am Meer rechtswidrig zurückgepusht.
Videos von Geflüchteten, die dramatische Ereignisse und grausame Vorgehensweise beinhalten, dokumentieren das beinahe täglich.

Auch hier gibt es auf Anfragen kaum, bis keinerlei keinerlei Reaktionen.
Die Arbeit für Menschen auf der Flucht, das Verteidigen von Menschenrechten wird zunehmend schwieriger und genau darum brauchen wir Euch gerade jetzt dringend.

Lassen wir uns nicht einschüchtern von Menschen, die hetzen und schreien, die versuchen unsere humanitären Werte zu zerstören – letztendlich doch nur eines im Auge haben – ihre persönliche Macht, ihre persönlichen Vorteile.
Wöchentliche Lebensmittelverteilung
An ca. 200 besonders vulnerable Personen, die aus unterschiedlichen Gründen außerhalb des Camps leben. Die meisten von ihnen bekommen die kleinen Wohnungen von NGOs zur Verfügung gestellt. Wir tragen zu diesen Wohnprojekten mit der Lebensmittelversorgung bei. Der Inhalt der Pakete ist so ausgerichtet, dass sich jede Person 1-mal täglich eine warme Mahlzeit kochen kann. Es geht hier um Familien, sowohl als auch um alleinreisende Personen.

Inhalt: 6 – 7 Trockenlebensmittel, monatlich auch Öl, Zucker, Salz und Gewürze. Sonst Reis, Nudeln, Soja, Tomatenmark, oder gewürfelte Tomaten, Linsen, Bohnen, oder Kichererbsen. Ab und zu auch Tee. Dann frisches Obst und Gemüse und jede Woche Fleisch, entweder Huhn oder Lamm.
Und hier brauchen wir in diesem Sommer wieder eure Hilfe, damit unsere Lebensmittel- und Haushaltsartikeleinkäufe, Treibstoffkosten, Verpackungsmaterial und vieles mehr finanziert werden können. Dafür wollen wir gemeinsam 10.000 Euro sammeln und das haben wir mit euch auch schon oft geschafft. Denn auf euch ist Verlass. Danke!

Hier geht´s zur Spendenseite.
Rechtsberatung
Mit DCI haben wir sehr kompetente Partner:innen gefunden. Nantina Tsekeri und Iris Pappa, griechische Asylanwältinnen und ihr Team leisten hervorragende Arbeit. Weil es immer schwieriger wird, dass Geflüchtete ihr Recht zugesprochen bekommen, Familien zusammengeführt werden, besonders vulnerable Gruppen, wie alleinreisende Frauen/Mütter, Minderjährige, gut beraten und vertreten werden, sind wir sehr dankbar, dass wir das Projekt dank Euch bereits 3 Jahre finanzieren können.

Hier vorerst die englische Version des Quartal-Berichts von DCI, die Übersetzung werden wir auch in Kürze auf unserer HP veröffentlichen.

Bitte, auch wenn es vielen sinnvoller erscheint Lebensmittel zu finanzieren, wir bitten auch sehr herzlich das Rechtsberatungsprojekt zu unterstützen.
Wohnungen
Besonders vulnerable Geflüchtete, die aus medizinischen, oder psychologischen Gründen unter keinen Umständen im Camp leben können, werden von NGOs mit kleinen Wohnungen unterstützt.

Auch wir haben hier die Verantwortung für 2 Wohnungen, die monatliche Miete, übernommen.

Frauen Unterkunft auf Lesbos, in Mytelini
Sichere Unterkünfte für alleinerziehende Mütter auf der Flucht sind extrem wichtig. Die Frauen haben oft schlimmste Erlebnisse hinter sich. Von Genitalverstümmelung, Zwangsverheiratung, bis hin zu Missbrauch und Vergewaltigung. Frauen auf der Flucht sind besonders ungeschützt, daher brauchen sie unser aller besondere Aufmerksamkeit.

Eine befreundete NGO beschäftigt eine Sozialarbeiter:in, die sich um die Bewohner:innen rührend und kompetent kümmert, wir zahlen die Miete des Hauses.
Englisch-Unterricht
Es ist uns wichtig, bereits hier die ersten Schritte zu einer guten Verwebung mit unserer Gesellschaft zu setzen. Viele Politiker:innen fordern gute Integration, sind aber nicht gewillt, dafür auch Programme zu öffnen.

Sprache ist dafür ein sehr wichtiges Instrument.
Die Geflüchteten können so über ihre Erlebnisse, Visionen, aber auch über ihre Bedürfnisse sprechen. Auch Freundschaften können so geknüpft werden und verlorenes Vertrauen, welches an den Außengrenzen restlos zerstört wird, langsam wieder aufgebaut werden.
Wir unterrichten Englisch – Anfänger und Fortgeschrittene und Deutsch. Die Kurse werden gerne angenommen.
Minderjährige
Kinder und Jugendlichen gehören weltweit zu den vulnerabelsten Gruppen. Sie haben furchtbar schlimme Erfahrungen hinter sich. Manche haben auf der Flucht ihre Eltern verloren, manche wurden einfach im Getümmel, oder auch bei einem Pushback von ihnen getrennt, andere wiederum machen sich im zarten Alter von 13, in ihrer Verzweiflung, einfach alleine auf den Weg, gemeinsam mit Nachbarn, Bekannten, usw.

Die Zahl der verschwundenen Kinder, auf allen Fluchtrouten der Welt, aber auch in Europa, ist enorm. Bis zu 30.000 zählen in Europa als verschwunden.
Wir beliefern hier auf Lesbos wöchentlich eine Unterkunft für Minderjährige mit Obst, Gemüse, Joghurt und Milch.

Der Staat gibt diesen Kindern und Jugendlichen nur 1-mal am Tag ein Essen. Wie erbärmlich.
Wir versuchen die Leitung dabei zu unterstützen, die Kinder kindgerecht zu versorgen.  
Kochprojekt Makerspace
Makerspace, eine NGO deren Arbeit auf der Insel so wertvoll ist und mit denen uns mittlerweile eine enge Freundschaft verbindet. Die meisten der Volunteers sind Refugees, selbst auf der Flucht.
Hamed, aus dem Iran, ist auf der Insel geblieben und leitet sie.
Geflüchtete aus unterschiedlichen Ländern reparieren hier Fahrrädern, Mobiltelefone, Wasserkochen, uvm. einfach alles.
Sie haben einen Koch, der für die Freiwilligen 1-mal am Tag Essen kocht. Wir liefern die Lebensmittel dafür.
Gemeinsames Kochen,Essen, persönliche Betreuung

Wenn man all dieses Elend, diesen Schmerz, der hierdurch die konsequente Abschreckungspolitik erzeugt wird, sieht, dann gibt es für uns zwei Antworten darauf.

Die Menschen zu unterstützen, ihnen ihre Würde versuchen zurückzugeben.

Immer wieder dokumentieren, mit Politiker:innen im Austausch bleiben und gemeinsam mit anderen NGOs, Zivilgesellschaft und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens politische Forderungen zu stellen.
Und: Den Menschen auf der Flucht mit Liebe und Wertschätzung zu begegnen.

Gemeinsam Essen, Trinken, Spiele spielen, sich Zeit nehmen für persönliche Gespräche, das verbindet und ist auch wieder ein 1. Schritt Richtung Verwebung mit unserer Gesellschaft.

Österreich
Auch hier viele gute Nachrichten.
Berufsausbildungen, Staatsbürgerschaften, Schulabschlüsse, Deutschkurse erfolgreich absolviert, viele bereits in einem eigenständigen Leben, welches die jungen Menschen sich mit viel Fleiß und Konsequenz aufgebaut haben.

Wenn ich in Österreich bin und all diese Menschen treffen, ist meine Freude immer sehr groß. Jeder von ihnen hat was Neues, gut Gelungenes zu berichten.
Auch jene, die erst kurz in Österreich sind – alle auf einem guten Weg.

Unterstützung
Ich bitte Euch dringend um finanzielle Unterstützung. Persönlich, aber auch durch Weitertragen im Familien-, Freundes- und Bekanntenbereich.

Oft fehlt der Zivilgesellschaft die Information – viele sind auf der Suche sich wo einzubringen, zu unterstützen, wissen aber nicht wo.
Werdet Botschafter:innen für unsere Anliegen, für die Geflüchteten auf Lesbos, an den europäischen Außengrenzen.

Gerade gestern hat mir eine Freundin erzählt, wie interessiert ihre Kolleg:innen waren und sie dann auch unseren Newsletter und unsere Homepage weiterleiten durfte.
Einen Versuch, auch in Eurem Umfeld ist es wert, wir danken Euch sehr.

Podcast- Folgen „Mit Milch und Zucker“
Brenda und Christiane haben uns in ihrer Sommerpause ihre Sendezeit zur Verfügung gestellt.
„Stimmen von Lesbos“
Wird in 4 Folgen mit unterschiedlichen Menschen von der Insel, die mit mir ein Gespräch führen, zu hören sein.

Die 1. Folge findet ihr hier online.
Die brandneue Folge 2 könnt ihr hier anhören.

Wir zählen auf Euch, denn müssten wir die Insel, die Menschen, die so dringend auf unsere Hilfe angewiesen sind, verlassen, wäre für uns alle schmerzhaft.
Denn hier vor Ort sind wir Zeitzeug:innen, wir sehen was los ist, wo Hilfe so dringend nötig ist und wir können auch Zeugnis ablegen, für die grausame und entwürdigende Asyl- und Migrationspolitik der Europäischen Union.

Auch wenn es im Moment dunkel erscheint, bleiben wir in der Menschlicheit, verteidigen wir menschliche Werte und unsere Rechte, bleiben wir in der Liebe, zu uns selbst und zu anderen. Es wird Gutes daraus erwachsen – Nur Mut.

Bitte helft uns weiterhin – herzlichen Dank,
Doro und Team
Und natürlich freuen wir uns auch über Spenden auf unser Konto oder per Paypal:
Kontonummer: AT93 3842 0000 0002 7516
BIC: RZSTAT2G420
Kontoinhaberin: Flüchtlingshilfe/refugee assistance – Doro Blancke
Paypal: paypal.me/helfedorohelfen

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