Verrohung, der wir standhalten MÜSSEN!

Kinder in Käfigen

Kinder bewusst von ihren Eltern, die sie lieben, die alles für sie bedeuten getrennt! Um Abzuschrecken, um Härte zu zeigen, um Macht zu demonstrieren. Diese Bilder gehen um die Welt.

Ich sitze hier, in Wien als Gast bei einem lieben Freund und weine bitterlich. Zu viel Schmerz, zu viel Kummer und unfassbares Leid. Ich kann es nicht begreifen was geschieht. Ich wünsche mir so sehr Wärme und Trost für diese kleinen, verletzlichen Wesen und ich wünsche mir so sehr, dass dies einfach nicht wahr ist. Ich wünsche mir, dass die ganze Welt mit diesen Kindern und ihren Eltern weint und ich wünsche, dass die ganze Welt fordert diese Brutalität augenblicklich zu stoppen.

Und ich ahne, dass das nicht passieren wird, ich erahne, dass diese Kinder diesen Schmerz, diese Trauer niemals vergessen werden können. Und ich bin mir sicher, dass sie gezeichnet sind fürs Leben, durch diesen unfassbaren Akt von Brutalität, Widerwärtigkeit, angeordnet von dem mächtigsten Mann der Welt. Leben zerstört in wenigen Minuten unter den Augen von uns allen.

Erinnerungen, Kinder auf der Flucht

Ich erinnere mich an die kleine Lara, die ihre Eltern an der Grenze Spielfeld verloren hatte und ich erinnere mich an den Moment, als Elisabeth sie in Tirol ihren Eltern übergeben konnte.

Ich erinnere mich an die vielen weinenden Mütter, die auf der Balkanroute eines ihrer Kinder verloren haben, gestohlen durch die Mafia des Menschenhandels.

ich erinnere mich, als ich in Spielfeld im Bus eines österreichischen Senders saß und den Journalisten angefleht hatte, doch über diese Unfassbarkeit, dieses Verbrechen zu berichten. Und ich werde mich mein Leben lang daran erinnern, dass mir der Journalist sagte, meine Erzählungen, die Wiedergabe der Berichte von Betroffenen  seien zu wenig Fakten. Ich erinnere mich auch an meine Verzweiflung, meine Ohnmacht.

Die Schlagzeile ein 1/2 Jahr später in einer seriösen Tageszeitung “10000 verschwundene Kinder auf der Balkanroute” erschien mir wie eine Verhöhnung, ein Schlag ins Gesicht. Die Aussage eines hochrangigen Kriminalbeamten, Abteilung Menschenhandel “Doro in diesem Bereich zu bohren ist sehr gefährlich und viele Leute mauern hier extrem” wird mich ein Leben lang begleiten.

Kurz und Strache sitzen amüsiert und werbewirksam neben einem Schulkind doch wir HelferInnen wissen genau, wieviele Kinder, die fließend Deutsch gesprochen haben abgeschoben wurden in ein brutales, korruptes Land, nur um Härte zu zeigen, Macht zu demonstrieren.

Ich denke an den kleinen Jungen aus dem Irak, der hier alleine mit seinem älteren Bruder in Graz gelandet ist. Ich denke daran, dass man die beiden, mutterseelen allein von Graz nach Wien in Schubhaft gebracht hatte, verhaftet in der Nacht in ihrem Zuhause von bewaffneten Polizisten, um sie nach Kroatien zurück zu schieben. Ich erinnere mich, dass der Kleine, nachdem ihn ein engagierter Jurist mit Hilfe des obersten Gerichts dort rausgeholt hatte nicht mehr alleine schlafen konnte und ich erinnere mich, dass man diese 2 Jungs abends einfach vors Schubhaftgefängnis auf die Straße gestellt hatte, in Wien, einer Stadt die sie nicht kannten.

Und ich erinnere mich an das kleine 9 jährige Mädchen aus dem Irak, die hier in die Volksschule ging, FreundInnen fand, perfekt Deutsch spricht, in unserem Viertel lebt und bitterlich weinte, als ihre Eltern einen negativen Bescheid bekamen. Sie wurde im Irak von einer mafiösen Gruppe entführt und nach Zahlung eines Lösegelds den Eltern vor die Haustüre geworfen. Darauf hin begaben sich die Eltern mit ihren Kindern auf die Flucht und landeten in Graz. Es wurde ihnen vom BfA mitgeteilt sie seien Wirtschaftsflüchtlinge, kein Asyl-, oder Schutzgrund.

Und ich erinnere mich an den 8 jährigen Jungen aus dem Irak der, weil sein Vater für eine Operation ins Spital musste, von der Jugendwohlfahrt (welch lächerlicher Name) während des Schulabschlussfests abgeholt, die Leute hatten Feierabend bevor das Fest zu Ende war und zwischengelagert bei einer “Pflegefamilie” wurde, deren Sprache er nicht verstand, deren Hunde ihm panische Angst einflößten, wenn sie vor ihm auf den Tisch hüpften. Der Bitte, einen unserer arabisch sprechenden Jungs dort bei ihm übernachten zu lassen, bis der Papa aus dem Krankenhaus zurück war, wurde gnädig statt gegeben.

Mit großer Trauer erinnere ich mich an den 11 jährigen Jungen aus Afghanistan, der sich selbst in einer Unterkunft das Leben genommen hat. Selbstmord eines Kindes, mitten unter uns! WIE groß muss seine Verzweiflung gewesen sein. Der Fall ging durch alle Medien. Es wurde Sprechverbot auferlegt, offensichtlich bis heute!

Ich erinnere mich auch an den kleinen Ali, an der Grenze Spielfeld 2015, mit total durchnässten, vollkommen kaputten Schuhen. Ich ging mit ihm zum Caritas Zelt zurück ins Camp, mit Erlaubnis des Bundesheers. Und ich werde nie vergessen, dass die Mitarbeiterin der Caritas mir neue Schuhe für dieses Kind verweigerte. Er musste die Nacht am Betonboden der “Schnecke”, einem offenen Zelt für 800 Leute an der Grenze Spielfeld  verbringen, weil das BMI dem einsatzleitenden Polizisten Busse zugesagt hatte, die dann doch nicht kamen. Das Wort “caritativ” hat seit damals eine vollkommen neue Bedeutung.

Und ich erinnere mich an das Kind, das ein Kind bekam, missbraucht irgendwo auf der Flucht…….und ich erinnere mich an das Kind einer Mutter, den 17 jährigen Jungen, der hier an Krebs starb…….

Erinnere mich an noch viel mehr und werde nichts vergessen

Und falls es jemals ein Gericht geben sollte, das sich all dieser abartigen, kranken Handlungen gegen Kinder auf der Flucht annehmen sollte, das PolitikerInnen, die durch ihre Hetze, durch ihre Gangart, durch ihre Angstmache und durch ihre moralischen Verbrechen dies alles “normalisieren” zur Rechenschaft zieht, dann  werde ich innerlich ruhiger werden, das, was ich noch alles weiß aussagen und weiterhin einfordern, diesen Kindern das zukommen zu lassen, was sie zu ihrem Seelenfrieden brauchen.

Es gibt keine Entschuldigung dafür! Es ist Verrohung in der widerlichsten Form, der WIR standhalten müssen!

Und ich bitte Euch innigst, erinnern wir uns an unsere Menschlichkeit, an die Liebe und treten wir dieser Brutalität vehement entgegen.

Doro

Kommentare 1

  1. Danke liebe Doro, du fasst in Worte was wir sehen, fühlen wofür wir eintreten. Die Worte fehlen uns oft. Danke, dass du sie findest, dass du unsere Stimme bist.

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