Rechtsprojekt – Berichtszeitraum Oktober – Dezember 2022

So dringend notwendig wie existenzielle Hilfe, Lebensmittel, Hygieneartikel, Babynahrung, Medikamente, usw. sind, genauso dringend erachten wir die Tatsache, dass Geflüchtete in Griechenland zu ihrem Recht kommen müssen. 
Wie dringend notwendig seriöse Rechtsberatung in Griechenland, speziell auf den ägäischen Inseln ist, wissen wir aus vielen Berichten und persönlicher Erfahrung. 
Die Schutzsuchenden werden auch hier, wie bei so vielen anderen Themen, ziemlich alleine gelassen. Kaum eine gute Vorbereitung auf das wichtige Asyl-Interview bei den Behörden. Auf Nachfragen der Schutzsuchenden bei offiziellen Stellen ist die einzige Antwort “You have to wait”. 

Dies ist eine Katastrophe, da sehr viele Asylwerber:innen ohne Rechtsberatung und die nötige Aufklärung, was Asylverfahren wirklich bedeuten, aus Scham und Unwissenheit ihre Verfolgungen, Misshandlungen, kaum bis gar nicht ansprechen. Dabei spielen auch Scham, sprachliche Barrieren, Unwissenheit, was diese brutalen Erlebnisse in Europa bedeuten und vieles mehr eine große Rolle. 
Sehr oft gibt es auch sprachliche Schwierigkeiten und/ oder Befangenheiten. z.B. bei Geflüchteten aus Afghanistan, die wie so viele Betroffene zuerst einige Jahre im Nachbarland Iran verbracht haben. Die meisten Afghan:innen können im Iran keinen Aufenthaltstitel, bzw. eine offizielle Registrierung bekommen. Das heißt, sie sind illegal im Land und sehr oft, vollkommen schutzlos, sehr grausamen Bedingungen ausgesetzt. Dies reicht von Ausbeutung, sexuellem Missbrauch, bis hin zur Androhung einer Abschiebung, zurück nach Afghanistan, wenn die Söhne der Familien sich nicht entschließen, für den Iran als Soldaten, z.B. in Syrien, in den Krieg zu ziehen. 
Ohne gute rechtliche Vorbereitung sind dann afghanische Familien und Alleinreisende wie gelähmt, wenn Dolmetscher aus dem Iran bei den griechischen Behörden tätig sind. Es fehlt jegliches Vertrauen, sie handeln instinktiv nach ihren bisherigen Fluchterfahrungen und verschließen sich. 

Genauso wie Frauen, sehr oft alleinerziehende Mütter aus Somalia. Sie haben schlimmste Erlebnisse hinter sich, Vergewaltigungen im Heimatland, oder aber in der Türkei, die, wie so oft angesprochen, ja kein sicheres Fluchtland für Schutzsuchende ist. Auch FGM – Genitalverstümmelung ist ein großes Thema. Die Frauen sind schwer traumatisiert, eine einfühlsame Rechtsberatung, die ihnen ermöglicht, die traumatischen Erlebnisse auch anzusprechen, ist dringend notwendig. 

Besonders wichtig ist mir auch anzusprechen, dass Missbrauch, Vergewaligung und sexuelle Ausbeutung leider auch viele minderjährige Fluchtwaisen, oder männliche Alleinreisende hinter sich haben. Auch hier ist es unbedingt notwendig bei der Rechtsberatung eine Vertrauensebene aufzubauen. 

Aus diesen und vielen anderen Gründen sind wir sehr dankbar, dass wir eines der 3 größten Rechtsberatungsprojekte auf Lesbos, Dank Eurer konsequenten Unterstützung finanzieren können. Danke herzlichst. 
Unsere Partner:innen von DCI – Defence Children International Greece https://www.defenceforchildrengreece.org, unter der Leitung von Frau Nantina TSEKERI, leisten hervorragende Arbeit. 
Um Euch einen Einblick in die tägliche Arbeit des Rechtsberatungs-Teams zu geben und um die Notwendigkeit zu verdeutlichen, veröffentlichen wir hier wieder den Report der Periode Oktober 22 – Dezember 22. Die vorangegangenen Berichte finden Sie in vorangegangenen Beiträgen. 

Die Lage auf Lesbos hat sich im Moment durch die Verzögerung der Inbetriebnahme des neuen Camps so entwickelt, dass wir dieses wichtige Projekt auch weiterhin erhalten wollen. 
Wir alle müssen sehr flexibel auf die Gegebenheiten in Griechenland reagieren. Wird das neue Camp, jetzige Prognose, im Juni 23, 36 km entfernt von jeglicher Infrastruktur, mitten in einem Wald, eröffnet, müssen wir dann weitersehen. Zutritt zum Camp erhalten nur jene NGOs, die sich in keinster Weise über die massiven Menschenrechtsbrüche, die täglichen Pushbacks und die entwürdigende Unterbringung in griechischen Camps äußern. 
Im Moment allerdings sind seitens der griechischen Regierung noch viele Hürden vor der Inbetriebnahme des Camps zu überwinden. Wasser, Strom, eine Klage wegen Naturschutz in diesem Gebiet und vieles mehr, steht noch auf der Agenda. 
Wir lassen uns nicht entmutigen und bleiben mit all unseren Aktivitäten auf der Insel, solange es uns finanziell möglich ist und die dafür dringend notwendige Begegnung mit den Betroffenen nicht durch ein “Gefängnis Camp” wie auf Samos, unterbunden wird. 

Mit lieben Grüßen und in Verbundenheit mit Euch allen, 
Doro und Team

Bericht in Englisch:
https://doroblancke.at/wp-content/uploads/2023/01/LEGAL-INTERVENTION-PROJECT-IN-LESVOS_org.pdf


UNTERSTÜTZUNG

Konsequent arbeiten wir sowohl in Österreich als auch an den europäischen Außengrenzen. Dank Ihrer/Eurer großartigen Unterstützung können wir bereits mehr als 2 Jahre aktive Hilfe vor Ort leisten: Lebensmittelpakete, Hygieneartikel, Monatsmieten, Rechtsberatungsprojekt, Arzttermine, Sprachunterricht uvm.

Genau so wichtig ist es uns mit Politiker:innen im Dialog zu bleiben, Missstände aufzuzeigen und mit Lösungsideen anzuregen.

Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen, was dringend notwendig ist und jeder Euro zählt. Herzlichen Dank, Doro und Team.

Flüchtlingshilfe/refugee assistance – Doro BlanckeIBAN: AT93 3842 0000 0002 7516BIC: RZSTAT2G420Paypal: paypal.me/helfedorohelfen

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