Newsletter März

Liebe Freund*innen, liebe Unterstützer*innen, liebe Interessent*innen unserer Arbeit,

Angriff auf die Ukraine

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine schockiert uns alle. Wir sind sehr betroffen über die Aggression dieses Krieges, der schon zigtausenden Menschen das Leben gekostet und Millionen vertrieben hat. Umso mehr begrüßen wir die Tatsache, dass sich die EU und die Mitgliedsstaaten solidarisch zeigen und ukrainische Geflüchtete aufnehmen.

Obwohl wir weiterhin täglich auf Lesbos und den ägäischen Inseln tätig sind, haben wir unsere Unterstützung auch der Stadt Graz und dem Land Steiermark angeboten. Erste Übersetzungen von Informationen für Geflüchtete wurden von uns bereits vorgenommen.

Unsere Arbeit auf Lesbos findet seit Herbst 2020 täglich statt

Trotz dieser großen Herausforderungen bleiben wir weiterhin auf Lesbos und an den EU-Außengrenzen tätig, denn alle Menschen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten, benötigen unsere Unterstützung.

Aufgrund der Bemühungen meines Kollegen Fayad Mulla, der die meiste Zeit im Jahr auf Lesbos verbringt, und unseren zahlreichen Freiwilligen tut sich so einiges auf der Insel und bei der Versorgung der Geflüchteten. Wir verteilen wöchentlich Lebensmittel, monatlich Damenhygienepakete, bei Bedarf Babyartikel, versorgen alle zwei Wochen ein Frauenhaus mit Nahrungsmittel und vieles mehr. Außerdem stellen wir einige Wohnungen für besonders schutzbedürftigen Personen bereit, die aufgrund ihres positiven Asylbescheids nicht mehr im Camp verweilen dürfen oder aus anderen, teils dramatischen Gründen nicht mehr im Lager leben können. Auch unser Nachhilfeprogramm nimmt einen wichtigen Stellenwert ein – hier werden Familien besucht und ihre Kinder beim Lernen unterstützt.

Lebensmittelverteilungen auf Lesbos

Community Center Parea – Civil Action Center

Die NGO One Happy Family, die oberhalb des Camps auf Lesbos ein Community Center eingerichtet hat, hat ihren Standort nach Athen verlagert – dank des Zusammenschlusses verschiedener NGOs bleibt das Center den Geflüchteten dennoch erhalten und hat nun auch einen neuen Namen: Parea – Civil Action Center. Das Zentrum wird offengehalten, um den Menschen auf der Flucht einen Ort der Unterstützung und des Austausches zu bieten. Es gibt dort eine Radwerkstatt, ein Café, es wird Therapie angeboten, von uns diverse Sprach- und bald auch Computerkurse.

Dieses Community Center ist für uns so essenziell, weil uns neben der Verteilungen all des Lebensnotwendigen wie Lebensmittel und Hygieneartikel auch die Wertschätzung der Geflüchteten und Perspektive aufzeigen so wichtig sind. Wir dürfen nie außer Acht lassen, wie wichtig es ist, Raum für soziales Leben zu geben. Wir setzen uns für ein Miteinander ein und das kann man an diesem Ort besonders spüren.

Parea – Civil Action Center

Rechtsberatungsprojekt

Außerdem haben wir in den letzten Monaten ein Rechtsberatungsprojekt gemeinsam mit DCI – Defence for Children International Greece aufgebaut. Dieses ist sehr gut angelaufen und die erfahrenen Jurist*innen von DCI konnten schon mehrere Erfolge erzielen. Wir mussten feststellen, dass insbesondere Frauen, die in ihren Heimatländern und auch auf der Flucht oft massivster Gewalt ausgesetzt waren, eine sensible Begleitung benötigen, da sie ansonsten ihre wahren Fluchtgründe nicht ansprechen würden. Diese wollen wir mit dem Projekt auffangen. Mehr darüber, was wir mit diesem Projekt versuchen zu bewirken und schon bewirkt haben, könnt/können Ihr/Sie gerne in unserem Bericht auf unserer Homepage nachlesen.

Doro Blancke und Fayad Mulla mit dem Team von DCI

Ein großes Dankeschön an Fayad Mulla/Projektmanagement und unsere Volunteers

Nach vier Monaten des unermüdlichen Tatdrangs sind unsere österreichischen Volunteers Verena und Viktoria nach Österreich zurückgekehrt. Wir danken den beiden von Herzen für ihren Einsatz! Abgelöst wurden sie von Maresi und Luna, die uns beide schon in der Vergangenheit bei unserer Arbeit unterstützt haben. Unser größter Dank gilt Fayad, der vor Ort alles im Blick behält/managed und sich um alles, was gebraucht wird, kümmert. Ohne ihn wäre unsere Arbeit so nicht möglich.

Last but not least möchten wir uns bei unseren Community Volunteers bedanken. Diejenigen von ihnen, die teilweise bereits seit September 2020 mit uns arbeiten, haben bis letzte Woche alle Asyl und ihre Konventionspässe erhalten, was uns natürlich sehr freut. Danke Mohammed Ali, Omid, Sher Hussein, Nissar, Diop und Sharif.

Auch auf anderen Inseln tätig

Auch auf anderen ägäischen Inseln ist die Not immens. So unterstützen wir auch immer wieder dort die Katastrophenhilfe. Auf Chios finanzieren wir zurzeit eine Großverteilung von Lebensmitteln für alle Geflüchteten, die auf der Insel leben, mit 6300 Euro mit. Seit über einem Jahr ist dort Biriyani & Bananas unsere Kooperationspartnerin, welche diese Verteilungen organisiert. Und wenn mal die Arbeit zu viel wird, steigen unsere Freiwilligen auf Lesbos auf die Fähre und fahren nach Chios, um mitzuhelfen.

Lebensmittelverteilungen auf Chios

Frontex

Humanitäre Hilfe ist uns sehr wichtig, genauso wichtig ist uns aber, dass die Geflüchteten zu ihrem Recht kommen.

Als EU-Agentur zur Unterstützung der EU-Mitgliedsstaaten beim Schutz der EU-Grenzen 2004 gegründet, wurde Frontex 2016 ausgebaut und zur Agentur für die Grenz- und Küstenwache erklärt. Frontex koordiniert die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten, führt eine Datenbank über militärische Mittel und koordiniert den Einsatz der Grenzschützer*innen. In den Jahren seit Gründung der Agentur wurde immer wieder über dubiose Machenschaften insbesondere in Bezug auf Flüchtlingsströme ebendieser berichtet. Auf unserer Webseite Frontex Investigation sind wir bemüht, genau über jene Machenschaften wie etwa illegale Pushbacks durch Frontex aufzuklären.

Pushbacks sind illegal, verstoßen gegen Menschen- und EU-Recht, gehören aufgeklärt und die Verantwortlichen vor Gericht gebracht. Wir kennen auch persönlich Menschen, die nach mehreren Versuchen, Europa zu erreichen, von brutalen Pushbacks auf der Ägäis berichten. Und manche können nicht mehr über diese Pushbacks berichten, weil sie diese nicht überlebt haben.

Österreich

Seit Herbst 2014 bin ich in Österreich für Geflüchtete aktiv. Hier gibt es sehr viele positive Ergebnisse, die wir Euch/Ihnen auch nicht vorenthalten wollen. Ein Großteil jener, die wir begleiten durften, können bereits abgeschlossene Lehren vorweisen, wie Lebensmitteltechniker, Mechaniker, Pflegeassistent, Elektriker und Tischler, abgeschlossene Schulausbildungen und junge Menschen, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums stehen. Auch ein Buchhalter und ein bereits praktizierender Arzt stehen auf der Erfolgsliste. Wir freuen uns und gratulieren diesen Menschen von ganzem Herzen, denn trotz unserer Unterstützung mussten unsere Freunde diese nicht immer einfachen Schritte selbst tun. Einige von ihnen besitzen bereits die österreichische Staatsbürgerschaft, so auch der junge Mann aus Syrien, der fünf Jahre bei mir gewohnt hat, und sein Freund, der bereits als Arzt praktiziert.

Wir engagieren uns in Österreich auch für Minderjährige auf der Flucht. Gemeinsam mit anderen NGOs gibt es dazu auch eine Kampagne, „Kind ist Kind“. Egal, woher sie kommen oder welche Sprache sie sprechen – Kindern hilft man, immer! Wir setzen uns für eine kindgerechte Aufnahme, Unterbringung und Betreuung von Fluchtwaisen gemeinsam mit der Asylkoordination Österreich ein (Bild: Asylkoordination Österreich).

Auch in Österreich unterstützen wir finanziell ein Rechtsberatungsprojekt. Die juristische Arbeit dafür haben Asylkoordination Österreich, Diakonie Flüchtlingsdienst und Büro Dr. Christian Schmaus übernommen. Wir sind sehr dankbar für ihre kompetente Arbeit. Es konnten dabei schon sehr gute Ergebnisse für Menschen auf der Flucht erzielt werden. Es unterstreicht auch, wie wichtig es ist, sich für die gemeinsame Sache zu verbinden.

Auch einer unserer Schützlinge, der bereits B1 Deutsch spricht, in Libyen geboren und seine Kindheit verbracht, später in Österreich gelandet ist, wird von einem unserer Vorstandsmitglieder und seiner Familie persönlich betreut und begleitet. Gestern erhielten wir das rechtskräftige Urteil über einen subsidiären Schutz. Das sind Momente großer Freude, der junge Mann kann nächste Woche bereits eine ihm zugesicherte Lehrstelle beginnen.

Viele kleine Schritte erzielen große Wirkung. Unsere Öffentlichkeitsarbeit und der immer wiederkehrende Dialog mit politisch Verantwortlichen und Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft sehen wir als einen notwendigen Beitrag für Menschen auf der Flucht in Österreich und die österreichische Zivilgesellschaft. Gute Integration ist keine Einbahnstraße. Sie erfordert ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen uns Menschen.

Wir danken

Auch wenn in den Medien Berichte über die dramatische Situation der Geflüchteten an den EU-Außengrenzen kaum mehr vorkommen, heißt das nicht, dass die Menschen in ihrer großen Not unser aller Unterstützung nicht dringendst notwendig hätten. Bereits im Jänner 2022 haben wir uns entschieden, wieder das ganze Jahr auf der Insel zu bleiben und Geflüchtete zu unterstützen. Denn die Anzahl der Menschen, die richtigerweise deutlich gesunken ist, mindert nicht die Not der Anwesenden.

Solange ein massiver Menschenrechtsbruch an den EU-Außengrenzen an der Tagesordnung ist, Familien und Alleinreisende mit ihren Nöten allein gelassen werden, viele Menschen unter ihren massiven Traumata und Hoffnungslosigkeit leiden, sehen wir es als unsere Verantwortung an, in Griechenland tätig zu sein.

All unsere wichtige Arbeit wäre ohne Eure/Ihre Unterstützung niemals möglich. Das Teilen unserer Berichte und unserer Postings in den sozialen Netzwerken, das Weitererzählen an Freund*innen, Familie, Bekannte und Arbeitskolleg*innen bewirkt sehr viel. Denn nur, wenn wir in unserem Alltag auch die traurigen Geschichten der Geflüchteten kennen, verstehen wir die Dringlichkeit der aktiven Hilfe vor Ort. Dass Ihr/Sie uns dabei mit dieser Großzügigkeit unterstützt/unterstützen, sodass wir diese Arbeit für Geflüchtete weiterhin tun können, dafür bedanken wir uns herzlichst!

Wir sagen all jenen Danke, die für unseren Verein und somit unsere Arbeit spenden. Jeder Euro zählt!

Spenden ist möglich über:

Kontoinhaberin: Flüchtlingshilfe/refugee assistance – Doro Blancke
IBAN: AT93 3842 0000 0002 7516
BIC: RZSTAT2G420

Oder per Paypal: paypal.me/helfedorohelfen

Mit herzlichen und solidarischen Grüßen
Doro Blancke und Team

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