- Tag im Camp
Jeder, der aus der Ferne spricht „alles sei schon besser“, es tut mir leid, ich kann mich dem auf keinen Fall anschließen.
Ich verstehe, was die Vertreter*innen der großen, bezahlten NGOs meinen:
Es gibt jetzt einige „Duschen“, wenn man das so nennen kann:
Häuschen aus Plastikhüllen mit kaltem (!) Wasser.
Abwasser steht in tief gegrabenen Löchern davor.
Auf meine Frage hin, was jetzt besser sei: „man muss von dem ausgehen, wie es war“.
Meine Gedanken hierzu:
Wir leben in einem zivilisierten Land. Besser heißt für mich und ich denke für die meisten Menschen in Österreich, dass man davon ausgehen kann, dass es für menschliche Verhältnisse wenigstens halbwegs den menschenrechtlichen Maßstäben entspricht.
Es ist irritierend, wenn Menschen das so aussprechen, denn es hat sich in diesem Sinne NICHTS verbessert, im Gegenteil.
Diese „Duschen“, in denen sich niemand umziehen kann, nimmt man die Kleidung mit hinein wird sie nass und wie oben bereits erwähnt, das Wasser kalt ist!
Das Abwasser rinnt in ein Loch, das die Bewohner*innen selbst graben.
Dort bleibt es stehen, es rinnt kaum ab. Jeder Mediziner kann bestätigen, ein Bakterienherd.
Die Menschen haben aus großer Angst vorm nächsten Regen überall zwischen den Zelten tiefe Rinnen gegraben.
Es ist kaum möglich sich dazwischen normal fortzubewegen.
Oben die Schnüre, unten die Rinnen, die Zelte so eng zusammen, dass es keine Bewegungsfreiheit mehr gibt.
Heute waren Helga und ich zuerst in der Küche von #HomeForAll.
Dort wurden wieder, wie jeden Tag 100erte Essen gekocht, verpackt, um sie dann an die Menschen in Not zu verteilen. Die Arbeit, die Home for All hier leistet ist mehr als beeindruckend! Innigen Dank an Katarina, Nikos und ihrem Team.
Wir waren für #HomeForAll einkaufen, viele Gewürze, Tomatensauce, Küchenrollen, Salz, alles gleich in riesen Mengen.
Mein lieber Freund Mohammad aus Afghanistan, der letztes Mal bereits täglich mit uns mit war und die Sorgen und Bedürfnisse der Menschen für uns übersetzt hat, erstellt gerade eine genaue Liste von jedem Zelt, Familienmitglieder, Alter, usw.
Morgen wird sie fertig.
Wir werden dann neben dem Essen von Home for All auch die Mother- und Babycarepakete vorbereiten können und beginnen sie zu verteilen.
Die Menschen sind in unfassbarer Not!
Niemand, der nur einen Funken Anstand, Menschlichkeit in sich trägt darf dies schweigend akzeptieren!
Auch wenn einige Menschen die wirtschaftlich involviert sind oder sich politische Vorteile versprechen uns versichern, dass es jetzt in Kathy Pe besser geworden ist, Helga und ich können das nach unserem ersten Tag im Camp K hat Pepe auf keinen Fall bestätigen. Im Gegenteil:
Die Bilder die wir hier sehen erschüttern uns zu tiefst, wir können kaum glauben, dass hier in Europa Menschen in dieser Art und Weise behandelt werden.
Und immer wieder wiederholen wir unsere Forderung, das Lager auf Lesbos/Karatepe sofort zu evakuieren. Tun wir dies nicht werden wir im Winter Tote zu beklagen haben. In vielen Gesprächen versuchen wir den Menschen und den politisch Verantwortlichen klarzumachen, dass dies auf keinen Fall passieren darf. Wir lassen uns allen eine schuld auf, die nie wieder gut zu machen ist.
Helga Longin und ich werden die nächsten Wochen hier auf Lesbos verbringen und wir bitten euch dringend unsere Arbeit hier, Hilfe direkt zu den Menschen, weiterhin zu unterstützen.
Doro Blancke
AT93 3842 0000 0002 7516
Betreff: Lesbos
oder:
Helga Longin
Unser Bruck hilft
AT30 2021 6216 9756 3700
Betreff: Lesbos
Weiters bitten wir euch von Herzen nicht müde zu werden, um an die politisch Verantwortlichen zu schreiben, mit ihnen Gespräche darüber zu führen, dass sich diese Situation dringend und auf schnellstem Wege verändern muss. Wir fordern von der österreichischen Bundes Regierung eine Aufnahme von menschen auf der Flucht aus dem Camp Karatepe/Lesbos.