ADVENTGESCHICHTE aus Graz

Immer am 23. 12 begann alles.

Da wurden alle fröhlich unruhig. Im Advent und im Ramadan, da führen wir interesssante Glaubensgespräche. Wir aßen Keks, nur Kostproben und philosophierten. Was Mensch so gemacht hat mit „Gottes Wort“. Gibts einen echten, anderen falschen, mehrere, wie leben Menschen ohne Glauben, mit anderem Glauben, was ist eh überall gleich und was ist uns fremd.

Schöne Zeit

Der Baum wurde gekauft, einer der Jungs half mir immer beim tragen. Wohnung wurde auf Hochglanz geputzt. Essen besprochen. Immer fielen uns noch junge Menschen ein, die einsam, allein waren. Wir besprachen uns, ob wir sie einladen sollen. Nachdem wir unsere Gedanken dazu ausgetauscht haben, das ist nicht so einfach, auch wir haben manchmal dieses konservative, zerstörrerische „Familienfest“ in uns. Wir sind auch normale Menschen. Nicht immer sozial. Doch: wir bemühen uns, weil wir spüren, dass es richtig ist und weil es uns am Ende das Herz wärmt. Nicht immer leicht.

Dann besprachen wir das Essen, das war immer lustig. Mulham ist gertenschlank, doch er isst für 2-3. Er ist so herzlich und macht so wunderschöne Musik, dass ich mit dem Bedarf an Töpfen und der Einkaufsmenge gut leben kann. Also müssen mehrere Sachen gekocht werden, Reis, Nudeln, Gemüse und Fleisch. Und Vor- und Nachspeise. Klingt jetzt voll luxeriös. Ist es auch. Der Luxus aus einer Art Pudding, Milch, Mehl, Gewürzen, Pistazien, gemeinsam, plaudernd und fröhlich in der Küche ein himmlisches Dessert zu zaubern. Das ist wirklich Luxus. Denn eigentlich sagen andere, sollte ja Leistung zählen. Es wird so wenig über unser Menschsein gesprochen. Die leisten ja eh so viel, diese jungen Menschen. Nachhaltiges miteinander verbinden geht nur mit Menschlichkeit. Eine moderne Gesellschaft wird lernen, dass das der Punkt ist worum es sich dreht. Hin- und Herbewegung.

Dann, so plötzlich aus dem Nichts sagen die Jungs „laden wir A., M. und R. auch ein. Dann ist Weihnachten da. Sie sind in der Nächstenliebe geblieben, nach all dem, was sie durchleiden mussten. Beachtlich.

24.12. gemütliches Frühstück, plaudern, an unsere Eltern denkend, an Verwandte. Und dann gehen wir gemeinsam Baum schmücken. Genüßlich. Auch hier geben wir uns diesen alten Ritualen hin, der Baum wird von allen Seiten begutachtet, dass der Schmuck doch gleichmäßig verteilt ist. Mulham holt dazwischen die Gitarre, spielt neben bei. Die Kinder und die ersten Freunde trudeln ein. Und dann, jedes Jahr, stehen Freund*innen vor der Tür, die kurz noch Kekse, Nudeln, Reis, Servietten, usw bringen. Eine wärmende Zeit.

Weinachtlicher Luxus

Irgendwann sitze ich dann mit meinen Kindern und den Jungs um den Baum und Mulham spielt, wie Weihnachten in der Unterkunft 2015 in Ehrenhausen, wo fast 25 Österreicher*innen, tlw mit Kindern, also jetzt keine die niemanden hätten, mit 60 Menschen auf der Flucht in deren Unterkunft am 24.12., von 17 bis 00.30 Uhr ca, Weihnachten gefeiert haben. Das waren Weihnachten! Familien, Paare, die am 24. 12. ihr Zuhause verlassen, um den Abend mit Baum, Geschenken, Kerzen, Weihnachtsliedern, Spielen, usw. ,den Weihnachtsabend in einem Flüchtlingscamp zu verbringen. Einem runter gewirtschafteten Gasthof, inmitten eines rege befahrenen Kreisverkehrs. Das war so eine schöne Weihnachtsnacht. So viele warmherzige Menschen, große Freude.

2019

Heuer sind einige dieser Jungs nicht mehr im Land, abgeschoben nach Afghanistan, oder neuerlich auf der Flucht in Europa. DIese Jungs gehören zu unserer Familie. Meine Kinder haben aufrichtige Freundschaft mit ihnen geschlossen, sie in dunklesten Stunden begleitet. Auch das ist Weihnachten, auch mal im August. Jetzt sitzen diese Jungs irgendwo. Sie vermissen uns immer, weil wir herzlichst verbunden miteinander sind. Weil wir Spaß hatten, weil wir gemeinsam geweint haben, weil wir gestritten haben, gekocht und geputzt. Weil sie liebenswert, schlampig, respektvoll, grantig, sozial und lernbegierig, so vertraut, wie wir.

Frankreich, Italien, Deutschland, Irland, Indien

Da sitzen sie, einige Asyl, einige warten, einige Dublin, wieder alleine, wieder fremd, wieder Verlust, wieder stumm, ohne Sprache. Das ist Weihnachten? Und während die Kirchen an diesem Tag fast voll sind, weil die Menschen um etwas bitten, was wir täglich geben könnten, Nächstenliebe, sitzen meine Jungs irgendwo alleine, bin mir sicher sie schaun die vielen Bilder am Handy und sind wehmütig, oder trauernd.

Wir feiern Weihnachten diesmal getrennt, doch es wird der Tag kommen, an dem die Jungs zur Ruhe, in den Frieden kommen und dann feiern wir Weihnachten und Geburtstag.

#Advent #Weihnachtsgeschichte #Nächstenliebe #FestDerLiebe #StopDeportationtoAFGHANISTAN

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