Voller Freude und Dankbarkeit sitz ich in unserer Wohnküche, lausche den wunderschönen Flamenco Klängen von Mulham, begleitet vom sinnlichen Gesang von Maite. Gerade heimgekehrt von einem langen Spaziergang, bei dem mich die Natur innigst ummantelt hat.
In all dieser Schönheit, diesem Geschenk an uns alle ließ ich all die Stunden, Momente revue passieren, die das letzte Jahr geprägt haben. Und egal ob privat, menschenrechtlich, oder politisch, sie waren immer verbunden mit starken Gefühlen, der Freude, der Zuversicht, Verzweiflung, Schmerz, oder Abschied. Und immer traten dabei auch Menschen auf, die in voller Konsequenz ihre Stärke der Macht, der Liebe, der Bösartigkeit, oder aber der Nächstenliebe entfaltet, verteilt haben.
Und an jede/jeden einzelnen von ihnen erinnere ich mich. An die, die uns, oder mir Nahestehenden Schmerzen zugefügt haben, doch viel mehr an jene, die in Kraft, Mut und Liebe zu den Menschenrechten, zu den, nicht nur von mir geliebten Menschen gestanden sind. (Neben mir im Moment diese wunderschöne Musik der Jugend, so voller Liebe.) Dankbarkeit erfüllt mich ob diesem Segen.
Das Interessante an meinem Rückblick besteht darin, woher diese Menschen kommen, die begleitet, unterstützt, diskret, oder aber mächtig ihre Stimme erhoben haben. Klar, viele kommen aus unserem Bereich. Doch da gibt es noch die vielen anderen. Aus Politik, Wirtschaft, Pädagog*innen, Ärzt*innen, Therapeut*innen, Angestellte, Arbeiter*innen, Politiker*innen, ehemalige und aktive NR Abgeordnete, auch ÖVP Politiker*innen, Bischöfe, Priester, auch Leute die Karriere machen, die ihnen gewisse Fesseln auferlegt, auch solche sind neben uns gestanden.
Zuversicht
Und genau hierin liegt unsere Kraft und unsere gemeinsame Stärke. Erlauben wir unseren Herzen trotz all der täglichen Widerstände, trotz der Abschiebungen nach Afghanistan, trotz der Kinderarmut, den unfassbaren Flüchtlingslagern in Europa, trotz des Rechtsruck und des Wackeln unseres Rechtsstaats, erlauben wir der Zuversicht Platz zu nehmen in unseren Herzen. Erlauben wir ihr sich dort auszuweiten, Raum einzunehmen. Begegnen wir Menschen liebend, auch wenn sie durch ihre Art zu leben, durch ihre Position, durch ihr vorderrängiges Unverständnis für unser Tun Abwehr in uns erzeugen. Versuchen wir unser Herz weit und unseren Verstand klar zu halten. Das Bewusstsein, dass wir dies mit vielen gemeinsam tun schenkt Kraft.
Erlauben wir uns selbst in der Liebe zu bleiben. Kämpfen wir hart, doch gerecht! Rufen wir zum Jahr der Menschenrechte und der Liebe auf. Machen wir anderen Mut, schenken wir ihnen Dank, auch wenn sie nur etappenweise mit uns gehen.
Das Jahr der Liebe
Ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich täglich bemühen in der Liebe zu bleiben. Die weinen, weil sie verletzt wurden, weil man ihren Schützling nach Kabul abgeschoben hat, die Unrecht erleiden mussten und trotzdem in der Liebe bleiben. Ich scheitere des öfteren. Und dann stehen Freund*innen und andere Menschen da, reichen mir liebend ihre Hand, helfen mir auf, verstehen den menschlichen Schmerz, auch wenn einige von ihnen eine Regierung mitgewählt haben, die diese Katastrophen zulässt. Nur so können wir das Jahr der Menschenrechte und der Liebe ausrufen, wenn wir es versuchen zu sein. Es ist nicht unsere Härte, die andere Menschen überzeugen wird, sondern unsere Liebe. Unser Verständnis für deren Tun, für deren Fehler. Versuchen wir ihnen durch Liebe die Ängste zu nehmen, setzen wir klar, glasklar, aber in unserer Würde die Grenzen wenn wir auf Rassist*innen, Nazis, Hetzer*innen treffen, erheben wir unsere Stimme für jene die aus Angst schweigen. Leben wir jeden Moment in dem Bewusstsein, dass wir, die wir durch unterschiedliche Umstände fähig geworden sind für Frieden zu kämpfen, Frieden in unseren Herzen tragen sollen.
Lassen wir uns ein auf den Tanz des Lebens
Unmöglich meinen Sie, meinst Du? Zuviel zu tun, zuviel Stress, zuviel Druck. Erlauben wir es uns selbst, es ist nicht leicht, doch möglich. Erlauben wir uns selbst in das Gesicht eines Menschen zu lächeln, der in den Medien und politisch als Leistungsverweiger*in, oder ärger noch, als Sozialschmarotzer*in dargestellt wird. Erlauben wir uns selbst das Geheimnis Leben gemeinsam mit anderen, mit Menschen die uns noch nicht nahestehen zu erkunden. Erlauben wir uns selbst unsere eigenen Ängste ernst zu nehmen und ihnen in die Augen zu schaun, erlauben wir uns mit politisch anderen konstruktiv zu sprechen, erlauben wir uns Verständnis, Güte und Liebe zu uns selbst und ins Leben zu bringen.
So werden wir 2020 zum Jahr der Menschenrechte und der Liebe machen. Harte Arbeit steht uns bevor! Kämpfen wir doch für ein Ende der BBU/Bundesbetreuungsagentur im Asylwesen, für ein Ende der Abschiebungen nach Afghanistan/ein Kriegsland, kämpfen andere für Gerechtigkeit im sozialen Bereich, gegen Kinderarmut, für die Besteuerung von Millionären und Konzernen, für Gerechtigkeit, Bildung, Umwelt. Harte Arbeit in einer Welt, die auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist und in der die Menschen oft nur als Mittel zum Zweck dienen. Und trotzdem, es wird uns viel Freude und Wärme bringen und unsere Gemeinschaft stark und mitmenschlich machen. Denn wir kämpfen jede/jeder an ihrem/seinem Platz und doch miteinander durch die Liebe und die Menschlichkeit verbunden.
Innigen Dank an jede/jeden, die/der auf ihre/seine persönliche Art und Weise beschließt diesen Weg zu gehen. Wir werden uns finden an unterschiedlichen Orten im Jahr der Menschenrechte. Das Jahr fing wunderschön an, Natur, Musik, Freund*innen und Stille. Wie gesegnet wir doch sind. Herzlichst, Doro
#Menschenrechte #BBU #FriedlichesZusammenleben #Nächstenliebe #StopDeportationToAfghanistan http://www.sichersein.at, http://www.fairness-asyl.at
Kommentare 2
Schöne Idee, danke dafür! Ich finde auch das Begriffspaar Menschenrechte / Menschenpflichten spannend und möchte hier das Buch “Acht Menschenpflichten in säkularen und demokratischen Gesellschaften” empfehlen, das ich sehr inspirierend fand.
Schönes neues Jahr! Oliver
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Herzlichen Dank für die Empfehlung, auch Ihnen alles Liebe! Doro