Wir sind immer noch konzentriert auf Hilfe vor Ort. Es ist so beschämend, verletzend, es macht traurig und wütend, wie hier Menschen auf der Flucht, Schutzsuchende behandelt, gedemütigt werden.
Neben wöchentlichen Lebensmittelpaketen für ca 60 Familien, die außerhalb des Camps leben, Hygieneartikel für Frauen, Baby- und Kinderpäckchen verteilen, Vernetzung mit Rechtsberatung und Unterstützung vieler anderer Herausforderungen, ist uns die persönliche Begegnung sehr wichtig.
Wir wollen den Menschen nahe sein, ihre Geschichten hören, Anteil nehmen, ohne uns selbst zu verlieren, ihnen berichten, wie viele Menschen in Österreich und Europa dafür arbeiten, aufstehen, spenden, schreiben, dass Schutzsuchende zu ihren Rechten kommen. Ev schwer nachvollziehbar, wenn man nicht hier vor Ort ist, die Menschen nicht kennt, sie, aus welcher Perspektive auch immer, als Gruppe sieht.
Es sind so viele Geschichten, Geschichten, die Menschen erlebt haben, erleiden mussten, oder aber welche, die Hoffnung schenken. Auf jeden Fall verdient jede(r) Erzähler*in, dass man ihnen zuhört, spüren lässt, dass uns die Geschichten interessieren, berühren, wir sie in den Alltag unseres Wissens integrieren. Und wir dürfen täglich erleben, dass das Hoffnung und Vertrauen schenkt. Auch ein Grund, warum wir immer noch hier sind.
Die Geschichte von O., der mit seiner Mutter und den minderjährigen Geschwistern nach Moria kam, die vor 3 Monaten die Insel verlassen haben, wegen Asyl, und er, da erwachsen, als Singleman weitergeführt wird und große Sorge hat, nicht bleiben zu können.
Oder von F., die man mit ihrem Säugling von ihrem Mann getrennt hat, da nicht gesetzlich verheiratet. Er ist am Festland und wartet auf seine Abschiebung, die es kaum geben wird, er kommt aus Afghanistan. Was die Bürokratie und das Asylbüro wenig zu interessieren scheint.
Oder A., M. und F., dessen Frau und der Kinder Mama hier auf der Insel verstorben ist, sie am Friedhof für Refugees, ein Olivenhain, verwildert und verwachsen, den niemand zu interessieren scheint, begraben wurde. Wenn die Kinder mit ihrem Vater diesen Ort besuchen, sitzen sie stundenlang auf einem verwilderten Grundstück und hängen ihrem Schmerz und ihrer Erinnerung nach. Da Asyl, müssen sie schon bald die Insel verlassen, auch diesen Ort, an dem sie ihre Mutter begraben wissen.
All diese Menschen, mit ihren Geschichten sind es, die uns animieren, zu bleiben.
Wir können beim besten Willen nicht verstehen, warum Griechenland, Europa bis heute nicht in der Lage ist, diese Menschen auf der Flucht rechtens und würdevoll zu behandeln. Warum sie nicht ihrer Pflicht nachkommen, Schutzsuchenden kurze und faire Verfahren zu geben, sie würdig unterzubringen, Menschen, aus Kriegs- und Krisengebieten, die man nicht abschieben kann, in den Integrationsprozess zu bringen statt hier darben und verzweifeln zu lassen. Also sind wir hier, immer noch Katastrophenhilfe.
Wir haben in den letzten Wochen wieder viel Trauriges gesehen. Dem Spruch unserer lieben Freundin Helga Longin folgend: „da ghert was gmocht“, wieder viel investiert und gearbeitet.
Und unsere Arbeit ist wieder getragen von unseren großartigen Volunteers, von uns wohlgesonnenen Griech*innen hier und Unterstützer*innen/Freund*innen zuhause, von anderen Gemeinschaften, mit denen wir auf wertschätzender und vertrauensvoller Basis zusammen arbeiten können, ein großes Geschenk für Menschen auf der Flucht und uns. Wir danken von Herzen.
Wir haben, dank meinem lieben Kollegen Fayad, wieder einen großartigen Platz gefunden, es ist mehr als ein Warehouse.
Gemeinsam haben wir es geputzt, gemütlich gestaltet, einen Safe Space geschaffen. Alle haben voller Freude mit angepackt. Dort lagern wir, packen ab, dort treffen wir uns, planen die Tage und schaffen einen Raum, wo wir auch mal vor oder nach der Arbeit gemeinsam frühstücken oder essen können.
Camillo und Maresi sind mit Mohammad Ali oder Omid konsequent beim Homeschooling, die Kinder strahlen, wenn ich sie und ihre Familien besuche und sie mir von den vorangegangen Schulstunden und der Freude dabei berichten. Stolz zeigen sie mir auch ihre Hausaufgaben. Zahra, Zahra, Zaineb, Sharif, Mohammad Reza, Nazir, sie alle tragen zu einer wunderbaren Gemeinschaft bei.
Die Geschichten hier sind so furchtbar traurig. Doch gelebte Menschlichkeit auch ziemlich stark.
Danke, dass wir das alles dank Euch tun können. Dieses WIR schenkt fast allen von uns Hoffnung und Halt.
Danke!
Flüchtlingshilfe/refugee-assistance-doro blancke
AT93 3842 0000 0002 7516
Wir konnten viele Geschichten gut zu Ende bringen, in Kürze werden wir sie voller Freude erzählen. Wir dürfen nicht ruhen, bis jeder Mensch auf der Flucht, hier in Europa das bekommt was ihm zusteht: Recht und Menschlichkeit.
Danke!
Herzlichen Gruß von Lesbos,
Doro