Ein paar Worte zum Weltflüchtlingstag 2025

Gestern rief ich eine Freundin an, danke liebe Susanne fürs liebevolle Zuhören, verstehen und den Input.

Was soll ich sagen?, war meine Frage.

Schimpfen, Trauer verbreiten, Zorn, die Lage ist katastrophal!

Weltweit, 123 Mio Menschen auf der Flucht.

Politische Reaktionen furchtbar traurig, rechtswidrig, verstörend.

Zivilgesellschaft zusehend im Rückzug – zu viel der unheilvollen Nachrichten, etliche auch abgebrüht, zusende Verrohung.

Wir diskutieren über Kriege, so selbstverständlich, als müssten sie sein, Zuhören geht zusehends verloren, viele lassen sich spalten, lassen sich ein auf niedrigste „Spielchen“. Politik beschimpft NGOs, NGOs schimpfen zurück.

Überall nur mehr wenige, die erkennen, wie wichtig Gemeinschaft, Austausch und Lösungsvorschläge sind.

Wir reden von den Guten, von den Schlechten, von Rechts und Links. Wir kategorisieren, lehnen mehr ab, als wir nachhaltig gestalten.

1000ende sind Expert:innen in allen Themen.

Und wir quälen und misshandeln Menschen, sprechen von „Kollateral-Schäden“, vergessen dabei oft ihr Mensch sein, ihre Geschichten, ihre Familien, ihre Gefühle.

WorldRefugeeDay25

Ich bin traurig, erschöpft, zornig, ab und zu auch verzweifelt.

Doch dann:

Ist da zeitgleich auch die Hoffnung.

Hoffnung auf unsere Menschlichkeit, auch auf unsere vielen Begabungen. Auf unser Rechtssystem, welches uns trägt, auf Wissenschaftler:innen, die Fakten liefern, mit denen wir arbeiten können. Unsere Familien, Freund:innen, Unterstützer:innen, Gleichgesinnte, auch viele außerhalb unserer Bubbles – aus denen wir uns dringend rausbegeben sollten. 😉

Und Hoffnung weil es so viele Erfolge gibt, über die wir unter Druck viel zu wenig sprechen.

Krankenpfleger:innen, Student:innen, Mechaniker:innen, Lehrlinge, Ärzt:innen, Gärtner:innen, alles Menschen, die alles was sie liebten verlassen mussten, auf ihrer Flucht in großer Gefahr waren und jetzt in einem neuen Leben stehen – wunderbar mit uns verwoben.

Und dann – auch unser aller Liebesfähigkeit.

So wie dieses junge Mädchen, aus Afghanistan.

Die bei der Überfahrt von der Türkei zusehen musste, wie ihre geliebte Oma ertrunken ist.

Deren Boot von der Hellenic Coast Guard gejagt wurde.

Welch Verbrechen an Menschen, im Namen Europas Festung.

Doch:

Sie öffnete sich erneut, besuchte mich oft, sprach schüchtern über ihre Sichtweise und trotz des Verlustes konnte sie lieben und ihr Hunger nach Bildung, nach Verstehen, einem Leben in Sicherheit, nach Verwebung mit Menschen in Europa, so lebendig.

Sie, viele andere und ihr – glauben wir weiterhin daran, auch wenn es sehr finster erscheint, dass es uns Menschen möglich ist, liebend und umsichtig miteinander zu leben- arbeiten wir dafür.

Und stehen wir zu Menschenrechten, den sie gehören uns alle.

Herzlichst, Doro

20. Juni 2025

Weltflüchtlingstag-Lesbos

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