Die Ankunft

Die Familie saß mit ca 15 anderen, ihnen völlig unbekannten Menschen, an einem zerklüfteten Hang, der griechischen Insel Lesbos.

Durchnässt, erschöpft, zeitgleich dankbar. Sie konnten es kaum glauben – endlich, nach so schwieriger, lebensbedrohlicher Flucht, nach Prügeln der Küstenwachen bei mehreren illegalen Pushbacks, jetzt endlich auf europäischem Boden.

Sie saßen im Gebüsch, ihre Kleidung feucht von der Überfahrt, das kleine Mädchen war vor Erschöpfung in den Armen ihres Vaters eingeschlafen. 

Die Geflüchteten hatten von Verwandten, die bereits in Europa waren gehört, dass sie hier auf der Insel, von schwarz gekleideten, vermummte Männer gejagt werden würden.

Hatte man sie nicht am Meer erwischt, wollte man sie hier finden und in versteckten Buchten wieder auf ein Speedboot der Küstenwache setzen und am Meer, nahe türkischem Hoheitsgebiet, ausgesetzt. Zurück in die Türkei, Europa brach jegliche Rechte, internationale Chartas, nur um die Geflüchteten loszuwerden.

Die Menschen duckten sich unters Gebüsch und hatten Angst. Was sollten sie tun?

Sie konnten nicht ewig hierbleiben. 

Da Nacht würde kommen, unterkühlt, hungrig, ohne Wasser, sie konnten nicht bleiben – sie mussten irgendwie das Camp erreichen, doch sie wussten nicht wohin, in welche Richtung.

Zaghaft gingen sie einen Schotterweg entlang. Es ging aufwärts, weg vom Meer, irgendwo müssten sie doch auf einer Straße, in einem Dorf landen.

Als sie um eine Kurve bogen stand plötzlich ein Mann vor ihnen.

Sie erschraken zutiefst.

Doch der Mann schien freundlich, auch schien er sofort zu erkennen, welche Situation er hier vorfand. 

Er öffnete seinen Rucksack, er hatte Wasser und Kekse bei sich. Anfängliche Angst wich, Hoffnung machte sich breit.

Der Mann deutete in eine Richtung, er würde mit ihnen gehen, er zeigte in eine Richtung. 

Die Menschen folgten ihm, der Mann ging langsam voran, stützte dabei einen alten Mann.

Irgendwann erreichten sie ein Dorf, der Unbekannte informierte UNHCR, Anwält:innen und die Polizei über die „Landung“. 

Von da an ging alles relativ schnell. 

Polizei kam, die Geflüchteten wurden mit einem Bus ins Camp gebracht, registriert und in die Einsamkeit des langen Wartens entlassen.

Sie würden diesen Menschen, der sie geleitet und in Sicherheit gebracht hatte, später, durch einen glücklichen Zufall wieder treffen und da begann dann eine Freundschaft, doch das ist eine andere Geschichte. 

Der Mann musste auf die Polizeistation- „Warum haben sie die Menschen gefunden? Was haben sie dort in der Gegend gemacht? Haben Sie Kontakt zu Leuten in der Türkei?“

Viele Fragen, es schien, die Polizei war empört, dass jemand vor ihnen die Menschen gefunden hatte und so den Pushback, der mit allen Gesetzen brach, unmöglich gemacht.

Wie konnte er nur.

Der Mann blieb standhaft. Er blieb ruhig und besonnen. Er wusste, es war sein Recht in der Gegend zu wandern, Fotos zu machen. Wenn er dabei auf Geflüchtete stieß, es durfte kein Problem sein, Menschen in Not zu helfen, im Gegenteil, es war seine/unsere Pflicht. 

Und dieser würde er keinen mm weichen. 

In diesem Sinne ein besinnliches 4. Adventwochenende, bilden wir eine solidarische Gemeinschaft für Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

Herzlichst,

Doro & Team 

Kommentare 2

    1. Liebste Uschi,
      ich/wir danken Dir.
      Ich weiß, was Du alles geleistet hast, immer noch leistest und wie sehr Du den Weihnachtsspirit das ganze Jahr über lebst.
      In diesem Sinne, ein wunderbares Fest für Dich und alle, die Dir nahestehen, herzlichst, Doro

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert