Als endlich klar war, dass die ca. 10.000 Menschen auf der Flucht, die seit Tagen rund um das abgebrannte MORIA ausharren mussten, jetzt endlich eine Unterkunft brauchten, wurde ohne große Vorbereitung ein Camp errichtet.
Auf einem ehemaligen Militärgelände. Auf dem die vielen Kinder später zuhauf Patronen, Blindgänger, finden sollten, war für niemanden ein Problem. Auch die vielen Schlangen und Skorpione nicht. Hauptsache die Menschen auf der Flucht waren irgendwie untergebracht.
Und ihr braucht jetzt nicht glauben, nur weil auf den Zelten UNHCR draufstand, dass die irgendwie Komfort, Wärme, Intimität, oder sonst was boten.
Direkt auf den steinigen Boden gestellt, dem Wind ausgeliefert, dass sie bald zerfetzt und undicht waren. Es schien als wickle man die Fetzen einfach um die Körper jener, die man eigentlich gar nicht haben, zumindest nicht sehen wollte.
Ich kann euch wahrscheinlich gar nicht verständlich beschreiben, wie schockiert wir waren. Und wie betroffen, traurig, zornig und wie sehr sich Helga und ich schämten, wenn wir mit den Menschen im Camp sprachen. Schämten für dieses, unsere Europa.
2 Familien, zusammengepfercht in einem Zelt. Man kann sagen, das zieht sich bis heute durch, auch wenn die Fetzenzelte, durch Container, oder Hauszelte ersetzt wurden. Diesen Winter gab es nicht mal Decken! Zivilgesellschaft musste helfen.
Intimität ist ein Fremdwort. Man gönnt sie den Menschen hier nicht. Kaum medizinische Versorgung, schlechtes Essen, kalte Duschen,…
Wenige merken, dass die Masche „Wir tun was wir können“ und „Sie sollen bitte zufrieden sein, mit dem was sie haben“, nicht nur zutiefst bösartig, entwürdigend und diskriminierend ist, sondern auch nicht weniger kostet.
Im Gegenteil, die Menschen werden hier durch die strukturelle Ablehnung und Vernachlässigung krank. Bekommen die Menschen dann Asyl, wie so viele hier, müssen sie zuerst gesunden, oft ein sehr langwieriger Prozess, nach all den Strapazen.
Millionen von Euros werden nach Griechenland geschickt, die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten zahlen gerne, sollen diese Probleme doch am Rand von Europa bleiben.
Es sind Vertreter:innen der Kommission vor Ort, die bestätigen, wie langsam und wie chaotisch hier alles ist.
Kaum, dass sich da mal jemand über die dramatische Lage der Betroffenen äußert.
„Sie sollen zufrieden sein, Zelte, Essen, illegal eingereist, was wollen die Menschen.“, scheint das Gedankengut zu sein.
Gibt natürlich niemand zu, aber nach mehr als 4 Jahren auf Lesbos, erlaube ich mir zu behaupten, es ist die Haltung .
Es ist Weihnachten…steht zumindest vor der Tür.
Damals wie heute.
Und der „Stall“ Europas ist grausam.
Kalt, unmenschlich, ablehnend.
Ja „Christkind kommt bald“
oder doch nicht?
Nachdenklich grüßen wir Euch,
Doro & Team