Es war etwa um die gleiche Zeit, vor 4 Jahren.
November/Dezember 2020.
Es schüttete ununterbrochen, der Regen schien nicht mehr aufhören zu wollen.
Eigentlich bräuchte man warme Winterstiefel, bei diesem Wetter. Am besten, man bliebe überhaupt zuhause.
Die Ägäis ist tükisch, sie nimmt weder Rücksicht auf die alten Fischer, die stundenlang am Meer sind, um sich mit Octopus und anderen Meeresbewohnern ein kleines Zubrot zu ihrer kargen Rente verdienen. Auch nicht auf die griechischen Kinder, die bei diesem Wetter das Haus hüten müssen und schon gar nicht auf die Geflüchteten, die in winddurchlässigen Fetzenzelten hausen und natürlich weder warmes Schuhwerk, noch gute Winterjacken besitzen, was den ägäischen Stürmen, als auch den politisch Verantwortlichen ziemlich wurscht ist.
Das Wasser rann durch alle Ritzen, mit Kübeln und Kochtöpfen wurde es aus den Zelten geschöpft, um beim Nachbarn gleich wieder einzudringen. Diese Not macht erfinderisch.
Ja man glaubt es einfach nicht, wir zuhause in unseren warmen, kuscheligen Betten, mit wunderbar weichen Decken, die an vielen Orten schon Flanellüberzüge mit Weihnachtsmotiven tragen.
Ich sag Euch was wir getan haben, auch wenn ihrs Euch nicht vorstellen könnt.
Wir hängten die Babies in Wäschkörben unters Zeltdach hinein, denn die Mütter und Väter hatten große Angst, dass ihre kleinen Kinder plötzlich im Wasser liegen würden, was leicht passieren hätte können, so wie es nach tagelangem Regen aussah.
Ihr glaubt das nicht?
Kann ich verstehen, wie soll man auch, wir leben in Europa – meint man.
Europa, welches rauschende Feste feiert, applaudiert, wenn unreife, schamlose junge Männer sagen: „Ohne hässliche Bilder wird es nicht gehen“.
Endlich traut sich mal wer sagen, was viele sich wünschen?
Die „Frohe Botschaft“:
Da gibt es noch die anderen.
Die sanften, friedliebenden, pragmatischen und selbstbewussten Menschen, die in ihren Herzen sehr gut spüren, was richtig ist.
Sie sind mit vielen Begabungen ausgestattet – sie träumen und handeln für gutes Zusammenleben.
Sie lieben Weihnachten – leben allerdings das ursprüngliche Wesen dieses Festes das ganze Jahr, viele auch ohne Glaubensbekenntnis.
Ich glaube Du bist auch dabei, sonst würdest Du ja meine Geschichte gar nicht gefunden haben ;).
Eine Delegation jener machte sich auf den Weg, sie brachten 100erte von Babyfellen auf die Insel. Und wie um die Dringlichkeit dieser Aktion zu betonen, fiel am Tag der Verteilung der erste und beinahe einzige Schnee.
So viel Lächeln, so viel Herzenswärme und so viel Dankbarkeit habe ich selten in meinem Leben gesehen. Eltern konnten in diesen extremen ägäischen Winterstürmen ihre Kinder in ein warmes Fell betten.
Jedes Kleinkind, in einem Camp mit beinahe 10.000 Menschen, bekam sein eigenes Babyfell.
Ist der „Stall“ noch so kalt, weit weg, grausam – die Liebe kann auch hier her finden – durch uns.
Und dass die Kathi Stemberger, die übrigens, gemeinsam mit Christoph Riedl, die „Fell-Überbringerin“ aus Österreich war, wofür ich sie bis heute liebe, mir ein gutes Buch und Haarfarbe auf die Insel mitgebracht hat, das wäre auch eine erzählenswerte Geschichte.
Doch wie das mit Kathi und ihren Gefährt:innen auf der Insel war, das erzähl ich Euch ein andermal, wenn überhaupt:).
Habt‘s gut, ihr Lieben …und ihr wisst eh „Christkind kommt bald“
Drum lasst ein paar Euro da, 1 Punsch weniger tut doch niemandem weh, wenns viele tun, viele Punsch weniger, dann können wir noch lange auf Lesbos bleiben, für die Menschen auf der Flucht und für uns alle.
Danke,
Doro & Team