Zurück auf Lesbos
Ich bin jetzt wieder persönlich längere Zeit auf Lesbos, mit mir Sabine Aigner, die ja schon 2 mal bei uns war und Franz Fluch, ein ehemaliger Mitarbeiter der Deserteur- und Fluchtberatung/Wien. Die beiden sind ein wunderbares Team, ich bin wie immer sehr dankbar, wenn wir so engagierte, aber auch kompetente Ehrenamtliche vor Ort haben, dies erleichtert mir persönlich viel, bedeutet aber auch für die Betroffenen einen großen Gewinn. Der Winter ist jetzt auf Lesbos, es regnet und stürmt immer wieder in Strömen. Dazwischen aber auch immer wieder warme, sonnige Tage.
Die Wochen vorher haben es immer wieder Boote mit Menschen auf der Flucht auf die Insel geschafft. Die genaue Zahl erwarten wir in den nächsten Tagen von UNHCR. Die Anzahl der der Campbewohner:innen ist in den letzten Wochen wieder auf 2140 Menschen gestiegen, also um ca.1000 Leute mehr, als ich im November die Insel verlassen habe.
Unsere Arbeitswoche auf Lesbos
Unter der Woche werden für ca. 200 Personen, die wir wöchentlich versorgen, die notwendigen Dinge eingekauft und bestellt.
Reis, Öl, Tomatenpüree, Gewürze, Salz, Zucker, Tee, Linsen, usw.
Am Samstag kaufen wir dann frisch Gemüse, Obst und Fleisch. Manchmal auch Pitta Brot, wenn es im Budget drinnen ist.
Die Preise sind hier wirklich horrend gestiegen. Auch wir sind immer wieder schockiert, wenn wir privat für uns zum Kochen einkaufen. Die allgemeine Preiserhöhung wirkt sich auf der Insel auch beinahe doppelt aus, muss doch beinahe alles mit der Fähre gebracht werden.
Das ist auch für die Refugees ein großes Problem.
Soziales Zentrum "Parea".
Wir haben uns entschlossen, auch hier die nächsten 4 Monate beteiligt zu bleiben. Es liegt direkt über dem Camp und ist meiner Meinung nach so dringend notwendig. Women’s Space, Kleiderausgabe, Waschsalon, Sport, uvm. wird hier von unterschiedlichsten NGO’s angeboten.
Auch kann jeder Refugee, der hierherkommt, ein gratis Mittagessen bekommen.
Wir bieten im „Parea“ Sprachunterricht (Englisch) an, die Menschen lieben es und nehmen unsere Angebote gerne in Anspruch. Unsere Kurse, die 3 mal die Woche am Nachmittag stattfinden, sind super besucht. Ich versuche gerade eine zeitliche Möglichkeit zu finden, dass wir 4 mal die Woche unterrichten. Es ist mir so wichtig, dass die Neuankömmlinge Sprache lernen. Kommunikation ist so wichtig für die Menschen.
Unsere Volunteers geben sich größte Mühe, den Sprachunterricht auch immer sehr sozial zu gestalten. Es wird viel gelacht, sie machen Spiele mit den Schüler:innen und es gibt Obst und Kekse. Dadurch entstehen schöne Begegnungen und wir erfahren auch sehr viel über die persönliche Situation der Flüchtlinge auf der Insel.
Rechtsberatung
Wir werden die Beratung für Geflüchtete auf der Insel Lesbos für die ersten vier Monate des Jahres wieder finanzieren. Unsere Projektpartner https://www.defenceforchildrengreece.org/ leisten seit über einem Jahr effiziente Rechtsberatung auf Lesbos und seit etlichen Jahren bereits in Athen. Die Kompetenz von Nantina Tsekeri und Iris Papa ist beeindruckend und die beiden verzeichnen gemeinsam mit ihrem Team großartige Erfolge. In den nächsten Wochen werden wir hier den Bericht/Report von DCI, Okt. – Dezember 22 übersetzen und in Deutsch veröffentlichen. In Englisch bereits jetzt verfügbar.
Wir sind sehr dankbar über die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit den Asylanwält:innen und über das gewachsenen Vertrauensverhältnis. Die alltäglichen Sorgen und Nöte der Refugees zu mindern ist die eine Sache, ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen ein genauso wesentlicher Beitrag.
Immer wieder kommt Nantina Tsekeri persönlich auf die Insel, um mit uns einen vertrauensvollen Austausch zu pflegen und rechtliche Dinge mit ihrer Rechtsberaterin vor Ort, Cristina, abzuklären und zu koordinieren.
Mieten & Persönliche Betreuung
Im Moment bezahlen wir eine Wohnung für eine vulnerable 5-köpfige Familie aus Afghanistan, 270€ im Monat. Die persönliche Begleitung und Betreuung der Geflüchteten sind mir, wie ihr wisst, sehr wichtig, darum bleiben mein Team und ich da konsequent dran.
Es ist auch für mich immer wieder ein Geschenk, wenn die Menschen mich nach meiner Rückkehr so innig und liebevoll „empfangen“, es bestätigt wieviel Kontakt, Nähe, Unterstützung und Verständnis für die Menschen auf der Flucht bedeutet.
Dieses „Gesehen werden“ ist unheimlich wichtig, auch für die psychische Verfassung der Menschen und ich bin sehr dankbar und glücklich, dass wir hier vor Ort nicht nur zu unseren NGO Partner:innen, sondern auch zu den Geflüchteten selbst, so ein Vertrauen aufbauen konnten.
Ich bin auch sehr glücklich darüber, dass wir immer wieder gute Ehrenamtliche finden, denn ohne sie wäre diese Arbeit nicht möglich, dass wir von Euch, liebe Unterstützer:innen die finanzielle Hilfe bekommen, sodass wir bereits seit 2 1/2 Jahren hier auf Lesbos sein können. Ein herzliches Danke an alle die dies möglich machen.
Aktivistische Tätigkeiten
Austausch mit MEPs – Mitgliedern des europäischen Parlaments und nationalen Politiker:innen ist uns ein großes Anliegen und funktioniert zum Teil sehr gut. Es ist wichtig für uns mit jenen in Kontakt zu bleiben. Das Ausmaß der europäischen Abschreckungspolitik wird speziell hier, an den europäischen Außengrenzen sichtbar. Diese Politik ist verantwortungslos und fordert inakzeptable Opfer. Man siehe nur die zahlreichen Toten und die Pushbacks, welche hier ohne Konsequenzen durchgeführt werden. Diese grausame und rechtsbrechende Politik muss ein Ende haben.
Außerdem pflegen wir enge Zusammenarbeit mit österreichischen und internationalen NGOs und beteiligen uns immer wieder an dringend notwendigen Aktionen und Forderungen.
Ich habe auch immer wieder mit Universtitäten Kontakt.
Kürzlich einen Round Table an der Uni Wien mit Podiumsgästen und Studierenden zum Thema „Austausch zum Kommunikations- und Dolmetschbedarf von geflüchteten Menschen in Ankunfts- und Erstaufnahmesituationen“. Veranstalter: Zentrum für Translationswissenschaft der Uni Wien.
Ende Jänner darf ich gemeinsam mit Lisa Heschl/Uni Graz, eine Lehrveranstaltung für Studierende gestalten. Thema: Außengrenzen Europa – Asyl, Migration, Menschenrechtsverletzungen wie Pushbacks und menschenwürdige Unterbringung.
Unsere Arbeit unterstützen
Konsequent arbeiten wir sowohl in Österreich als auch an den europäischen Außengrenzen. Dank Ihrer/Eurer großartigen Unterstützung können wir bereits mehr als 2 Jahre aktive Hilfe vor Ort leisten: Lebensmittelpakete, Hygieneartikel, Monatsmieten, Rechtsberatungsprojekt, Arzttermine, Sprachunterricht uvm.
Genau so wichtig ist es uns mit Politiker:innen im Dialog zu bleiben, Missstände aufzuzeigen und mit Lösungsideen anzuregen.
Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen, was dringend notwendig ist und jeder Euro zählt. Herzlichen Dank, Doro und Team.
Flüchtlingshilfe/refugee assistance – Doro Blancke
IBAN: AT93 3842 0000 0002 7516
BIC: RZSTAT2G420
Paypal: paypal.me/helfedorohelfen