5-tes Jahr auf Lesbos

Wir befinden uns bereits im 5. Jahr auf Lesbos, ich war mir anfangs nicht bewusst, welch große Aufgabe und Verantwortung uns hier auf Lesbos erwartet. Dank Eurer konsequenten Hilfe konnten wir vieles abarbeiten, eine verlässliche und konsequente Organisation für Menschen auf der Flucht hier vor Ort und in Österreich, aufbauen. Seit Jahren sind wir auch mit verantwortlichen Politiker:innen und Beamt:innen in Kontakt. Das ist anstrengend, oft auch frustrierend, doch wir erachten es als notwendig, denn bei aller Unterstützung die wir hier leisten, kann nur Politik nachhaltig etwas zum Besseren verändern. Herzlichen Dank, dass Sie/Ihr all unsere Bemühungen, unser Tun, möglich gemacht habt und macht.

Unsere Projekte hier auf Lesbos sind stabil verankert.

Über die wöchentliche Lebensmittelverteilung an besonders vulnerable Geflüchtete, ca. 200 an der Zahl, das von uns finanzierte Rechtsberatungsprojekt, mit unseren verlässlichen Partner:innen von DCI https://www.defenceforchildrengreece.org, Sprachunterricht, Arztkosten, Wohnungsmieten, bis hin zu persönlichen Begleitung von Menschen auf der Flucht, läuft alles weiter wie bisher. Auch der Austausch und das miteinander Tun mit anderen NGOs, Organisationen und Vereinen bleibt bestehen.

Mein Team, bestehend aus Freiwilligen der Refugee-Community und aus Europa, ist permanent vor Ort. Ich persönlich bin ca. 7-8 Monate im Jahr auf Lesbos. Dazwischen fliege ich nach Hause, um die jungen Menschen, die wir in Österreich begleiten zu treffen, ihnen Unterstützung zu bieten wo notwendig, mit unseren Partner:innen, Unterstützer:innen und Helfer:innen in Österreich einen guten Kontakt zu pflegen. Auch Vorträge zu den Themen „Asyl/Migration/Integration“ und meiner persönlichen Erfahrung vor Ort sind wichtig. Gerade jetzt ist es dringend notwendig Menschen gut zu informieren, ihnen Fakten und Zahlen zu liefern. Es muss immer wieder Thema sein, wieviel Geld (Steuergeld) die Europäische Kommission/Europa nach Griechenland geschickt hat und schickt, um die Aufnahmebedingungen hier vor Ort zu verbessern. Nichts davon ist passiert. Gerade regierungsverantwortliche Parteien können sich da nicht einfach lautlos der Verantwortung entziehen. ÖVP, auf Europaebene EVP, ist die stärkste Kraft im Europäischen Parlament, in der Kommission und in vielen Ausschüssen. Warum folgen keine Kontrollen? Warum beobachtet man dieses Desaster aus der Ferne, schweigt zu schwersten Rechtsbrüchen, auch bei illegalen Pausbacks, beschäftigt Beamt:innen vor Ort/Task Force Migration, die keinerlei Erfolge erzielen, bzw. das Elend klar ansprechen und Änderung erreichen?

Es ist wichtig, dass die Europäer:innen, Österreicher:innen wissen, was hier vor sich geht, wie die Bedingungen in der Realität sind und welche Auswirkungen dies letztendlich auf alle Mitgliedsstaaten, auch Österreich, auch auf die Zivilgesellschaft hat. Darum werden wir auch heuer wieder konsequent Dokumentationen schreiben, Jurist:innen mit realen Berichten unterstützen, uns mit Organisationen verbinden, die das auch tun. Und, wie gewohnt, Regierenden unsere Forderungen darlegen, auch unsere Verbesserungsvorschläge und konsequent auf Menschen- und Völkerrechtsbrüche aufmerksam machen und Konsequenzen fordern.

Wenn es in Österreich heißt, wir (ÖVP, SPÖ, NEOS) fanden keinen Konsens, man darüber spricht Asylrecht zu beschneiden, weil wir einen „Notstand“ haben, dann müssen wir dem konsequent widersprechen. Immer noch gehören wir zu den reichsten Ländern, es ist eine Frage des Wollens, des Rechtsverständnis und last but not least auch, eine Frage der guten Abarbeitung. Unsere Demokratie gehört dringend geschützt und gerade dafür ist es jetzt notwendig und unabdinglich, dass die Parteien eine Schnittmenge finden. Dieses Schweigen, dieses „Nicht weiterkommen“ (wollen) muss augenblicklich beendet werden. Nur gegen etwas zu sein und nicht das Beste zu geben, um die Sachlage zu ändern können wir nicht hinnehmen.

Die Zahlen der Asylsuchenden in Österreich sind kontinuierlich gesunken, es ist also „keine große Sache“, Registrierung, Unterbringung und Asylverfahren gut abzuwickeln. Sachlichkeit und Rechtsbewusstsein müssen an erster Stelle stehen, wir dürfen uns nicht von Rechtsextremisten und Populisten treiben lassen. Uns nicht treiben lassen von Argumenten wie „Die Mehrheit der Österreicher:innen will das“. Das ist so nämlich auch nicht richtig. Wir wollen niemanden nahe treten, doch diese Themen dürfen wir nicht emotional, gepusht von Hetzer:innen und Populist:innen abhandeln, sondern rational nach Recht. Und ich wage zu behaupten, dass ein Großteil der Zivilgesellschaft in Asyl-, Menschen- und Völkerrecht einfach nicht sattelfest genug ist, um es juristisch zu beurteilen. Emotionalität ist hier absolut fehl am Platz. Es ist die Aufgabe von Politiker:innen, Recht politisch verständlich zu machen und unser aller Aufgabe, Recht stabil zu schützen. Wir bemühen uns darum. Sehr empfehlenswert diesbezüglich auch die vielen Erläuterungen und Fakten von Lukas Gahleitner-Gertz, Jurist und Sprecher https://www.asyl.at/de/. Uns verbindet seit Jahren eine verlässliche und wunderbare Zusammenarbeit.

In diesem Sinne machen wir weiter, hier an den Außengrenzen Europas, mit all unseren dringend notwendigen und sinnvollen Projekten und in Österreich, mit unserer Integrationsarbeit.

Mit großer Freude können wir laufend beobachten, wie erfolgreich die Verwebung von Menschen auf der Flucht mit der Gesellschaft funktioniert. Die jungen Menschen, die wir in Österreich begleiten und unterstützen dürfen gingen und gehen sehr erfolgreiche Wege. Vertrauen wurde aufgebaut, viel Engagement und Eigeninitiative der Betroffenen, stabile Begleitung auf Augenhöhe, dies alles führte und führt zum Erfolg.

Auch hier gibt es eine große Forderung an die Politik unsererseits – Integration rasch und effektiv mit ehrlichen Maßnahmen zu unterstützen.

Es darf nicht sein, dass junge Menschen monatelang in Quartieren „abhängen“, ohne die Möglichkeit Sprache zu erlernen, Menschen aus der österreichischen Zivilgesellschaft zu begegnen, Freundschaften zu schließen und unsere Lebensweise kennen, verstehen und lieben zu lernen. Wir fordern daher, Integrationsmaßnahmen und gute Sprachkurse spätestens 1 Monat nach Eintritt in Österreich. Auch wenn ein Asylverfahren zu einem späteren Zeitpunkt später negativ entschieden wird, Lernen schadet nie, trägt wesentlich zur Stabilität der Psyche bei und ermöglicht den Neuankömmlingen mit Bekannten, Nachbar:innen, Sportvereinen, usw. Kontakt aufzunehmen. Ein Gewinn für alle und letztendlich auch eine Kostensenkung für Europa. Kranke Menschen kosten Geld.

Wir danken Euch allen von ganzem Herzen für die großzügige Unterstützung in der Weihnachtszeit. Danke für Eure diesbezügliche Wertschätzung unserer Arbeit und dass ihr damit auch zum Ausdruck gebracht habt, dass ihr die Arbeit für und mit Geflüchteten sinnvoll und notwendig findet und etwas Positives wollt. Dank Eurer Großzügigkeit ist unsere Arbeit bis Ende April/Anfang Mai vollumfänglich gesichert. Sowohl in Österreich, als auch an den Außengrenzen auf Lesbos – aufrichten Dank dafür, die Freude war und ist sehr groß.

In großem Verantwortungsbewusstsein Euch und den Betroffenen gegenüber gehen wir weiter, Tag für Tag, solange wir das können.

Da wir, wie ihr alle wisst, ein rein spendenorientierter Verein sind.

Gerade jetzt, in diesen nicht einfachen Zeiten, in denen Menschenrecht konsequent, zu unser aller Wohl geschützt werden muss, bitten wir Euch uns weiterhin zu unterstützen. Auch kleine Beträge ( den Betrag für ein Lebensmittelpaket z.B.) können die Lebensrealität nachhaltig verändern. Und sie sind ein Statement für Solidarität. Gemeinsam sind wir stark. Jede(r) ein Teil dieser solidarischen Gemeinschaft, in unterschiedlichen Positionen.

Herzlichen Dank, Doro & Team

AT93 3842 0000 0002 7516
BIC: RZSTAT2G420
Kontoinhaberin: Flüchtlingshilfe/refugee assistance – Doro Blancke

per Paypal: paypal.me/helfedorohelfen

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