#Abschiebung-Afghanistan, wenn alle Werte fallen!

Heute, 4. Februar 2020 erneut eine Abschiebung von Österreich nach Afghanistan. Die erste unter #TürkisGrün, weitere werden folgen!

Ca 20 junge Menschen, die man gnadenlos in ein Kriegsland abschiebt. In ein Land, von dem wir wissen, dass es in den letzten Jahren 45.000 tote afghanische Soldaten gab, ein Land, in dem täglich mindestens 4 Zivilist*innen durch Anschläge sterben, Anzahl stetig steigend. Ein Land, von dem mir ein Soldat, der vor Ort stationiert war erzählt, es sei noch schlimmer, als wir hier denken.

Afghanistan, ein Kriegsland, ein Land, indem ein Menschenleben nichts wert ist, gepeinigt von Terror, Korruption, Hunger.

Junge Männer sitzen jetzt schweißgebadet in diesem Flieger, umgeben von Fremdenpolizei und empathielosen Menschenrechtsbeobachter*innen. Und sie wissen sogut wie wir, es gibt kein Entrinnen mehr. Morgen früh landen sie in jenem Land, aus dem sie 4-5 Jahre, teilw auch 10 Jahre vorher, aus Angst um ihr Leben geflohen sind. Und wo sie jetzt bereits am Flughafen von der Tragödie des Landes in Empfang genommen werden. Einer korrupten Polizei, die ihnen teilweise das Handy, das Geld, alles was sie noch haben einfach weg nimmt.

Niemand wartet dort auf sie. Ihre Familien haben großteils das Land verlassen, oder sie wurden verstoßen, weil sich in Afghanistan, genauso wie bei uns die Lüge manifestiert hat, nur Kriminelle werden aus Europa abgeschoben. Die, die den Boden ihrer „Heimat“ betreten, sind bereits als Kriminelle stigmatisiert. Niemand wartet auf sie. Sie sind Ausgestoßene, Verlorene, Spielbälle einer populistischen, Stimmen heischenden, unmenschlichen Politik.

Niemand bietet ihnen im gefährlichsten Land der Welt Hilfe an, die Milliarden, die Afghanistan von der EU für die Rücknahme bekommt sind ein Schweigegeld für diesen brutalen Menschenrechtsbruch, für diesen Handel, der ohne irgendeine Rechtfertigung in den fetten Leibern des Präsidenten und der afghanischen Parlamentariern verschwinden. Ihre Kinder studieren damit im Ausland, weit weg von der täglichen Gewalt, weit weg von all dem Elend, dem junge Menschen nach 4-5 Jahren unter uns neuerlich ausgeliefert werden.

Für alle von ihnen ist das ein extremer Schock, die Fachleute sprechen in diesem Fall von einer Retraumatisierung. Ich persönlich kann von einem Fall berichten. Monatelanges Verstecken in einem Zimmer in Kabul, Panikattacken, Schweiß- und Tränenausbrüche über Monate, 2 Suizidversuche. Ein junger Mann, der hier in eine Fachschule ging, kurz vor seinem Abschluss stand, ein Jobangebot hatte. Lediglich das menschliche Bewusstsein der politisch Verantwortlichen fehlte, um ihm dieses Leid zu ersparen.

So und noch viel schlimmer ergeht es allen, die abgeschoben werden. Tiefe seelische Wunden werden in unserem Namen gerissen.

Ich werde immer wieder gefragt, speziell an solchen Tagen „ was sonst? Man muss den Rechtsstaat wahren“. Achja? Der Rechtsstaat hat in weiser Voraussicht eigentlich eine Möglichkeit vorgesehen, trotz negativen Asylbescheides nicht in Kriegsländer abzuschieben. Doch Kurz und Co, die sich gerade eifrigst darum bemühen „Ertrinken lassen“ im Mittelmeer salonfähig zu machen, kümmern sich keine Sekunde darum, von ihren Marketingschlagwörtern Gebrauch zu machen.

Schöpfung, Demut, christliche Werte, Solidarität, Ehrenamt wertschätzen, alles so leere Worthülsen, dass selbst das Echo, welches in dieser Leere entsteht unerträglich ist.

Ich sitze also, wie immer an diesen Abenden vor einer Kerze und weine. Bitterlich, trotz dem Bewusstsein, dass ich ein glücklicher, gesegneter Mensch bin. Ich weine, tiefttraurig darüber, dass diese jungen Menschen morgen im Kriegsland Afghanistan stehen, verdammt in dieses Elend, nichts bei sich tragen außer 50 Euro, ein Handy, das nicht funktioniert und ihr nacktes Leben. Und dass es für die meisten jener Menschen nichts und niemanden gibt, der ihnen in irgendeiner Weise Hilfe zukommen lässt.

Eventuell der Tod, der sie befreit.

Ich starre in die Kerze und frage mich, was nun? Was tun wir diesen jungen Menschen, die nach oft dramatischen Fluchterlebnissen begonnen haben hier Fuß zu fassen an. Welchen dramatischen Menschenrechtsbruch begehen wir in unserer kapitalistischen, empathielosen Präpotenz und wie rechtfertigen wir das vor uns, unseren Kindern und vor allem, vor den Betroffenen?

Ich weiß es nicht……nur tiefe Trauer und Mitgefühl mit den jungen Menschen.

#StopDeportationToAfghanistan #SicherSein #AfghanistanIsNotSafe https://www.ecoi.net/de/laender/afghanistan/themendossiers/allgemeine-sicherheitslage-in-afghanistan/

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